Um das Abwasser in Kläranlagen von festen Partikeln zu befreien, wird es meist durch Filter geleitet, die im Prinzip einem Kaffeefilter gleichen. Der Nachteil: Das gefilterte Abwasser sickert nur sehr langsam durch die Filterporen und die an ihnen zurückgehaltenen Feststoffe. Für eine Beschleunigung des Prozesses könnten „Cross Flow“-Filter sorgen: Bei ihnen wird die dreckige Brühe in einem Kreislauf über eine Membranhaut gepumpt, wobei ein Teil der Flüssigkeit gereinigt die Poren durchdringt und die Strömung ständig die ausgefilterten Stoffe mit sich reißt. Die Kosten für den Betrieb der Pumpen machen dieses Verfahren aber sehr teuer.
Abhilfe verspricht nun ein neuartiger, von Wissenschaftlern am Stuttgarter Fraunhofer-Institut für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik IGB entwickelter Membranfilter. Die Forscher haben gewissermaßen den Spieß umgedreht: Nicht das Klärwasser strömt über die Membran, sondern diese rotiert im Wasser. Mehrere mit Membranen überzogene Scheiben sind dazu an einer Welle angebracht und drehen sich in einem Filterrohr. Das geklärte Filtrat fließt durch die Scheiben und die Welle ab, die auf den Membranhäuten zurückbleibenden Feststoffe werden durch die Fliehkraft nach außen geschleudert, gesammelt und abgeführt. Der Energiebedarf gegenüber herkömmlichen Membranfiltern läßt sich auf diese Weise um bis zu 90 Prozent senken.
Einsatzmöglichkeiten für den neuartigen Filter sehen die Fraunhofer-Wissenschaftler nicht nur in Kläranlagen, sondern auch in der chemischen Industrie, bei biotechnologischen Verfahren oder um verbrauchte Schmierstoffe in der Metallverarbeitung für eine Aufbereitung aus dem Kühlwasser abzusondern.
Hans Groth