Daß übertriebene Hygiene die Anfälligkeit für Allergien fördert, darüber sind sich die meisten Experten inzwischen einig. Sie sagen: Keime härten ab. Doch dies kann bisweilen auch zu bizarren Auswüchsen führen – wie der Fall des japanischen Parasitologen Koichiro Fujita von der Medizinischen Universität in Tokio zeigt: Fujita mag Bandwürmer. Er mag sie sogar so gerne, daß er ihnen freiwillig ein Bleiberecht gewährt. In den vergangenen fünf Jahren beherbergte der Professor immer wieder eines der bis zu 15 Meter langen Tiere in seinem Gedärm. Er konstatiert Erstaunliches: „Ich habe festgestellt, daß ich seitdem keinen Heuschnupfen mehr habe. Der Wurm hat mein Immunsystem gestärkt.“ Fujita behauptet, daß der übertriebene Hygienefimmel seiner Landsleute seit 1945 zu einem sprunghaften Anstieg von Allergien geführt hat. Tatsächlich leiden zum Beispiel 40 Prozent der Kinder in Japan an Dermatitis – eine Krankheit, die dort eine Generation zuvor noch unbekannt war. Ob das Verschlucken von Bandwürmern dagegen hilft? Fujita ist fest davon überzeugt.
Hans Groth