Glaubensfragen – erörtert in bild der wissenschaft? Ich bin mir sicher, dass viele unserer Leser diese Ausgabe kritisch in die Hand nehmen – viele allerdings auch ganz begierig. In den vergangenen Jahren haben wir dies bereits zwei Mal registriert. In der Juli-Ausgabe 2005 berichteten wir über „Gott im Gehirn“, im Februar 2007 darüber, „Warum Glaube nützt“. Beide Titelgeschichten wurden stark nachgefragt und viel gelesen. Offenbar waren wir auf offene Fragen vieler Leser gestoßen.
Rüdiger Vaas, Mitverfasser des 2009 erschienenen Buchs „Gott, Gene und Gehirn“ sowie Autor der eingangs erwähnten Titelgeschichten, berichtet in der aktuellen Ausgabe in drei Beiträgen über das, was Neurowissenschaftler, Soziologen und Genetiker jüngst über Gläubigkeit herausgefunden haben und was in den Köpfen religiöser und auch abergläubischer Menschen vor sich geht. Nachgewiesen ist offenbar: Ob jemand eher an Übernatürliches glaubt oder nicht, bestimmt die Häufigkeit des Botenstoffs Dopamin in seinem Gehirn in erheblichem Maß mit.
Etliche unter Ihnen werden solche naturwissenschaftlichen Befunde erfreuen, andere werden die dargelegten Zusammenhänge strikt bezweifeln – abhängig von der persönlichen Einstellung in Glaubensdingen. Die Zahl der – oft sehr emotionalen – Leserzuschriften nach solchen Titeln war jedes Mal besonders hoch. Das erwarten wir auch nach der jetzigen Titelgeschichte, die auf Seite 52 beginnt.
Damit Sie mich richtig verstehen: bild der wissenschaft will Ihre religiösen Gefühle nicht verletzen. Ihr Glaube oder Nichtglaube ist Ihre ganz persönliche Sache. Doch wir sind verpflichtet, über aktuelle Entwicklungen in der Wissenschaft zu berichten, allein schon unseres programmatischen Namens wegen. Die Berichte von Rüdiger Vaas bieten Ihnen einen tiefen Einblick in jenen Part der aktuellen Forschung, die den Glauben als Hirnkonstrukt des Menschen ansieht.
Auch wer die Welt aus einem ande- ren Blickwinkel betrachtet – aus dem christlichen vielleicht –, zieht Gewinn, wenn er sich mit der Titelgeschichte dieses Heftes auseinandersetzt. Denn die Texte rüsten Sie auf jeden Fall mit Argumenten aus, um sich dem kritischen Gespräch in der geistig regen Öffentlichkeit zu stellen.