Die Tonhöhen, die wir heute kennen, sind erst seit 1939 so definiert. Davor wurden von Region zu Region unterschiedliche Tonhöhen verwendet. Doch Mozarts Stücke etwa werden heute nach seinen Aufzeichnungen aufgeführt, also nicht so, wie der Komponist die Musik tatsächlich gehört hat. Das wäre insgesamt einen Halbton tiefer, wie man weiß, weil seine Stimmgabel überliefert ist.
Powell erzählt viele solche Geschichten. Er begibt sich auf Fantasiereise in prähistorische Höhlen, um die Ursprünge von Rhythmen zu erläutern. Und er nimmt den Leser mit zu Pythagoras, der als Erster versucht hat, ein Tonleitersystem zu entwickeln. Dann wechselt er in die Neuzeit und geht auf die speziellen Harmonien ein, mit denen die Beatles Musikgeschichte geschrieben haben.
Der Physiker und Musikwissenschaftler John Powell befasst sich mit allem, was Musik ausmacht: wie Schallwellen zusammenwirken oder wie man Instrumente stimmt. Er räumt dabei mit einigen Mythen auf – etwa, dass es für Musik eine spezielle Begabung gibt.
Das Buch ist mit einer gehörigen Portion britischem Humor gewürzt. Schwierige physikalische Details sind laientauglich mit vielen Zeichnungen erklärt. Auch der kundige Leser erfährt Neues, zum Beispiel, dass E-Dur keineswegs immer „heiter und beschwingt“ ist im Vergleich zur gerne als „romantisch und ernst“ bezichtigten Es-Dur-Tonart.
Einziges Manko: Der Untertitel „Alles über Harmonien, Rhythmus und das Geheimnis einer guten Melodie“ verspricht zu viel. Was eine gute Melodie ist, bleibt auch nach der Lektüre im Halbdunkeln.
Kathrin Burger
John Powell WAS SIE SCHON IMMER ÜBER MUSIK WISSEN WOLLTEN Rogner & Bernhard, Berlin 2010 332 S., € 19,90 ISBN 978–3–8 077–1065–5