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Heftige Stürme im All

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Heftige Stürme im All

Mit teilweise über 1000 Kilometer pro Sekunde werden Wolken aus molekularem Gas aus Galaxien herausgejagt – 10 000 Mal schneller als ein irdischer Hurrikan. Das ergaben Messungen mit dem Weltraumteleskop Herschel. Das am 14. Mai 2009 gestartete Infrarot-Teleskop der Europäischen Raumfahrtagentur ESA hat erstmals die heftigen Gasschwaden, die überwiegend aus molekularem Wasserstoff bestehen, anhand der Wärmestrahlung ihrer Hydroxyl-Moleküle (OH) genau charakterisiert. „Mit Herschel können wir jetzt erforschen, was dies für die Evolution von Galaxien bedeutet“, sagt Eckhard Sturm vom Max-Planck-Institut für Extraterrestrische Physik (MPE) in Garching bei München, der die Studie leitet. Die Astronomen hatten 50 ausgewählte Galaxien inspiziert. Die Daten von 6 dieser Galaxien haben Sturm und seine Kollegen inzwischen analysiert.

Die Galaxien mit den heftigsten Stürmen, sogenannte Aktive Galaxien und Starburst-Galaxien, verlieren die rund 1200-fache Sonnenmasse an Gas jedes Jahr, schließen die Astronomen aus Herschels Daten. Die aktivsten Galaxien haben auch die stärksten Winde: Sie reichen aus, um innerhalb weniger Millionen bis 100 Millionen Jahre den Großteil des molekularen Gases aus einer Galaxie herauszublasen und damit die Sternbildung komplett zu stoppen. Das ist kosmisch gesehen eine sehr kurze Zeit. Außerdem versiegt der Nachschub, der die zentralen Schwarzen Löcher füttert.

Die Galaxienstürme haben verschiedene Ursachen. Zum Teil sind Stoßwellen von Sternexplosionen für sie verantwortlich. Noch wichtiger sind Teilchenströme von jungen Sternen und der intensive Druck ihrer Strahlung. Galaxien mit heftiger Sternbildung, die Starburst-Galaxien, verlieren jährlich bis zu einige Hundert Sonnenmassen an Gas. Diese Menge entspricht ungefähr der Sternentstehungsrate.

Auch die supermassereichen zentralen Schwarzen Löcher haben einen großen Einfluss – über Tausende von Lichtjahren hinweg, obwohl sie selbst kleiner sind als un- ser Sonnensystem (bild der wissenschaft 3/ 2011, „Die Macht der Schwarzen Löcher“). Doch wenn Schwarze Löcher sich Materie einverleiben, werden in ihrer Umgebung gewaltige Energien entfesselt. Das baut einen hohen Strahlungsdruck auf, der Gas weit hinaus in die umliegenden Regionen treibt. Zudem entstehen – durch ultrastarke Magnetfelder beschleunigt und gebündelt – hochenergetische Teilchenströme (Jets), die sich mitunter Hunderttausende von Lichtjahre weit durch das galaktische und intergalaktische Medium pflügen und Energie übertragen.

Neben den Kollisionen von Galaxien scheinen die galaktischen Stürme auch die Bildung von Elliptischen Galaxien zu forcieren. Dieser Galaxientyp ist weitgehend frei von Gas und Sternentstehungsprozessen. Bei der gravitativen Wechselwirkung von Galaxien, besonders bei galaktischen Verschmelzungen, stoßen die Gaswolken in Galaxien zusammen. Das führt einerseits zu einer vehementen Sternbildung, andererseits zu einem heftigen Nahrungsschub für supermassereiche Schwarze Löcher.

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