Der sonnennächste Planet Merkur hat einen flüssigen Kern, wie neue Radarmessungen belegen. Diese Entdeckung löst ein über 30 Jahre altes Rätsel. Denn 1974 wies die Raumsonde Mariner 10 ein schwaches Magnetfeld des kleinen, kraternarbigen Planeten nach, das eine Stärke von etwa einem Prozent des irdischen besitzt. Es deutete auf einen elektromagnetischen Dynamo im Inneren hin – doch der geringe Durchmesser Merkurs ließ darauf schließen, dass sich sein Kern längst abgekühlt und verfestigt hat.
Von 2002 bis 2006 maßen Radioastronomen um Jean-Luc Margot von der amerikanischen Cornell University Merkurs Rotation auf 0,001 Prozent genau. Dazu schickten sie Radarstrahlen mit einer Frequenz von 8,5 und 2,4 Gigahertz von der 70-Meter-Goldstone-Antenne in Kalifornien und dem 300-Meter-Arecibo-Teleskop auf Puerto Rico zum Merkur und empfingen das Echo mit dem 100-Meter-Radioteleskop von Green Bank, West Virginia, sowie den Goldstone-Antennen. Die Daten gaben Aufschluss über das Innere Merkurs, weil die Schwerkraft der Sonne der Rotation des Planeten winzige Schwankungen aufprägt – und die sind bei einem flüssigen Kern doppelt so groß wie bei einem festen. Margot ist überzeugt: „Unsere Messungen von Merkurs Rotation lässt sich nur erklären, wenn sein Kern wenigstens zum Teil flüssig ist.“ Warum der Kern nicht längst erkaltet ist, bleibt ein Rätsel.