Mit einer Zwillingssonde lassen sich erstmals dreidimensional die Vorgänge auf der Sonnenoberfläche und das Weltraumwetter beobachten. Das wird das Verständnis von den Vorgängen auf der Sonne und deren Einfluss auf die Erde in den nächsten Jahren grundlegend erweitern.
Die NASA-Sonden STEREO (Solar TErrestrial RElations Observatory) wurden am 25. Oktober 2006 in Florida gestartet und gelangten nach mehreren ausgeklügelten Bahnmanövern am 21. Januar in ihre Umlaufbahnen um die Sonne. STEREO A („Ahead“) eilt unserem Planeten dabei etwas voraus, STEREO B („Behind“) bleibt auf seiner leicht sonnenferneren Bahn etwas zurück. Daher wächst der Winkelabstand der beiden Sonden jährlich um etwa 46 Grad. Das ermöglicht dreidimensionale Bilder – ähnlich wie der Augenabstand uns räumliches Sehen erlaubt.
„Das ist wie in der Medizin, wenn man von einer normalen Röntgenaufnahme zu einem 3D-CAT-Scan übergeht“, sagt der STEREO-Projektwissenschaftler Michael Kaiser vom Goddard Space Flight Center der NASA in Greenbelt, Maryland. Und Volker Bothmer von der Universität Göttingen, unter dessen Leitung die SECCHI- Teleskope (Sun Earth Connection Coronal and Heliospheric Investigation) an Bord entwickelt wurden, ergänzt: „Die 3D- Sicht wird uns helfen, die komplexe Physik auf der Sonne zu verstehen, die auch Auswirkungen auf die Erde hat.“ Denn bei Eruptionen werden Wolken aus Milliarden Tonnen von Plasma mit mehreren Millionen Kilometern pro Stunde ins All geschleudert. „Wir werden diese Wolken erstmals von der Entstehung auf der Sonne bis zur Einwirkung auf unsere Erde direkt verfolgen können“, sagt Bothmer. „STEREOs dreidimensionaler Blick wird uns erlauben, exakt festzustellen, wo die Front der Massenauswürfe sich gerade bewegt und welche Magnetfeldstruktur sie besitzt.“
Das wird den Weltraum-Wetterbericht sehr viel genauer machen. Inzwischen sind die ersten STEREO-Aufnahmen der Sonne eingetroffen (kleines Bild oben).