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Schmerzhafter Pessimismus

Gesellschaft|Psychologie Gesundheit|Medizin

Schmerzhafter Pessimismus

Wer bei Kopfschmerzen etwa auf Paracetamol schwört und wenig von anderen Wirkstoffen hält, sollte von denen auch die Finger lassen: Sie würden vermutlich tatsächlich nicht helfen, zeigt eine Studie eines deutsch-britischen Forscherteams. Denn die Erwartungshaltung kann die Wirkung eines Medikaments derart stark beeinflussen, dass sogar eigentlich hochwirksame Opiate keinerlei schmerzstillenden Effekt mehr haben.

Nachweisen konnte das Team um die Schmerzspezialistin Ulrike Bingel von der Universitätsklinik Hamburg-Eppendorf das in einer Studie mit 22 gesunden Probanden, denen mithilfe eines beheizbaren Plättchens Schmerzen am Arm zugefügt wurden und die dabei ein Opiat verabreicht bekamen. Wurde ihnen das aber nicht gesagt, bemerkten sie nur eine ge-ringe Schmerzlinderung. Kam das Medikament dagegen mit Ansage, verdoppelte sich der Effekt nahezu. Die verblüffendste Wirkung zeigte sich nach der Warnung, der Schmerz werde vermutlich stärker: In diesem Fall neutralisierte die negative Erwartung der Probanden vollständig die Wirkung des Schmerzmittels. Psychologen sprechen in einem solchen Fall vom „Nocebo-Effekt“, er gilt als der böse Bruder des Placebo- Effekts (bild der wissenschaft 3/2010, „Vorsicht, Beipackzettel“).

Der eigentliche Clou der Studie ist, dass es den Forschern erstmals gelungen ist, den Placebo- und den Nocebo-Effekt im Gehirn sichtbar zu machen. Was sich dabei zeigte: Die beiden Effekte nutzen völlig unterschiedliche Netzwerke im Gehirn. Mit diesem Wissen hoffen die Forscher, den Placebo-Effekt künftig gezielt verstärken und den Nocebo-Effekt ausschalten zu können. Davon könnten vor allem Patienten mit chronischen Schmerzen profitieren.

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