Anzeige
1 Monat GRATIS testen, danach für nur 9,90€/Monat!
Startseite »

Das Keilschrift-täfelchen

Allgemein

Das Keilschrift-täfelchen

„Wollen wir nicht mal Urlaub in der Toskana machen?“, hatte meine Frau im Januar gefragt. „Die Oskamps fahren schon seit Jahren dorthin und sind begeistert.“ Der Wunsch meiner Frau ist unserer Familie Befehl, und so hatte ich ein Ferienhaus in der Nähe von Siena gebucht. Schließlich war es so weit, dass die Reise beginnen sollte. Eine Autofahrt von über 1500 Kilometern und eine Alpenüberquerung sind an einem Tag nicht zu schaffen. „ Ich habe letzte Woche Onkel Konrad angerufen. Wir können bei ihm übernachten“, sagte meine Frau. Onkel Konrad ist ein Großonkel meiner Frau und lebt in einem kleinen Städtchen in der Schweiz. Er ist unverheirateter Assyriologe und hat den größten Teil seines Lebens damit verbracht, Keilschrift-Tafeln aus Mesopotamien zu entziffern. Onkel Konrad gilt in der Familie als eigenbrötlerischer Sonderling, aber er schien sich sehr über unseren Besuch zu freuen. „Kommt rein“, sagte er, als er uns die Haustür öffnete. „Ich habe gekocht, und das Essen steht schon auf dem Tisch.“ Die lange Autofahrt hatte alle ermüdet, und die Kinder gingen kurz nach dem Essen ins Bett. Meine Frau und ich saßen noch bei einem Glas Wein mit Onkel Konrad zusammen, und er erzählte uns von seiner Arbeit. „Vor einigen Jahren ist in der Nähe von Uruk im südlichen Irak eine Bibliothek aus altbabylonischer Zeit ausgegraben worden, die etwa 3700 Jahre alt ist. Uruk ist eine der bedeutendsten Ausgrabungsstätten im Zweistromland und der Fundort der ersten Schrift der Menschheit. Auch die Mathematik war in Uruk schon hoch entwickelt.“ Onkel Konrad stand auf. „Kommt mal mit. Ich zeige euch was.“ Er ging mit uns in sein Arbeitszimmer, wo auf Tischen und Regalen Tausende von kleinen Täfelchen aus gebranntem Ton lagen. Nach kurzem Suchen nahm er eines dieser Täfelchen und gab es uns vorsichtig. In den Ton war ein unregelmäßiges Dreieck eingeritzt, bei dem zwei Ecken durch gerade Linien mit den jeweils gegenüberliegenden Seiten verbunden waren. Dadurch wurde das Dreieck in drei kleinere Dreiecke und ein Viereck unterteilt. Neben dem Dreieck war ein Keilschrifttext zu sehen. „Was ist das?“ , fragte meine Frau. „Das ist eine Karte vom Grundbesitz eines reichen Mannes namens Utnapischtim. Die Linien, die durch das Dreieck laufen, sind Bewässerungsgräben, die sein Land in vier Stücke unterteilen. Seht ihr die Symbole hier?“ Er deutete auf einige Keilschriftzeichen im Inneren des Dreiecks. „Es sind die Zahlen 3 und 7. Sie bedeuten, dass eines der Stücke einen Flächeninhalt von 3 Gan und zwei jeweils eine Fläche von 7 Gan haben.“ „Wie groß ist ein Gan?“, fragte ich. „Ungefähr 1800 Quadratmeter“, antwortete Onkel Konrad. „Und wie groß ist das viereckige Stück?“, fragte ich weiter. „Das weiß ich leider nicht“ , sagte Onkel Konrad. „An der Stelle, wo vermutlich die Zahl gestanden hat, ist Ton von dem Täfelchen abgesplittert. Deshalb werden wir wohl nie erfahren, wie groß das Stück war.“ „Da irrst du dich!“, trumpfte meine Frau auf. „Ich kann dir sogar genau sagen, wie groß es war.“ Wissen auch Sie, wie viel Gan das viereckige Stück von Utnapischtims Grundbesitz groß war?

So machen Sie diesen Monat mit

Teilnehmen kann jeder, außer den Mitarbeitern des Verlags und deren Angehörigen. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Schicken Sie bitte Ihre Lösung (ausschließlich!) auf einer Postkarte bis zum 30. September 2011 an:

bild der wissenschaft, Kennwort „Cogito 09|11″

Ernst-Mey-Str. 8, 70771 Leinfelden-Echterdingen

Die Lösung und die Namen der Gewinner werden im Dezember-Heft 2011 auf der Leserbrief-Seite veröffentlicht.

Anzeige

Zu gewinnen

Unter den Einsendern der richtigen Lösung werden fünf Blu-ray Discs ausgelost. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. „Unser Universum – Die 7 Wunder des Sonnensystems“ bietet aktuelle astronomische Erkenntnisse und faszinierende Computeranimationen. Die interplanetarische Reise führt zu den Ringen des Saturn und den eisigen Geysiren auf der Oberfläche seines Mondes Enceladus. Die virtuelle Raumsonde taucht ein in Jupiters großen Roten Fleck und fliegt durch Millionen von Gesteinsbrocken im Planetoidengürtel. Sie erforscht die Oberfläche der Sonne und den Olympus Mons auf Mars, den größten Vulkan unseres Sonnensystems. Wer einen 3D-fähigen Player hat, kann die kosmische Exkursion sogar dreidimensional erleben. Mehr Informationen finden Sie unter www.polyband.de.

Anzeige

Wissenschaftsjournalist Tim Schröder im Gespräch mit Forscherinnen und Forschern zu Fragen, die uns bewegen:

  • Wie kann die Wissenschaft helfen, die Herausforderungen unserer Zeit zu meistern?
  • Was werden die nächsten großen Innovationen?
  • Was gibt es auf der Erde und im Universum noch zu entdecken?

Hören Sie hier die aktuelle Episode:

Aktueller Buchtipp

Sonderpublikation in Zusammenarbeit  mit der Baden-Württemberg Stiftung
Jetzt ist morgen
Wie Forscher aus dem Südwesten die digitale Zukunft gestalten

Wissenschaftslexikon

Nackt|sa|mer  〈Pl.; Bot.〉 Samenpflanzen, deren Samen nicht von einem Fruchtknoten umschlossen sind: Gymnospermae; Sy Gymnospermen; … mehr

Ver|kehrs|zäh|lung  〈f. 20〉 Zählung der Fahrzeuge, die bestimmte Straßen benutzen

Er|le  〈f. 19; Bot.〉 Angehörige einer Gattung der Birkengewächse mit charakteristischen holzigen Fruchtständen: Alnus; Sy Eller … mehr

» im Lexikon stöbern
Anzeige
Anzeige
Anzeige