Frauen, die im Krieg vergewaltigt wurden, quälen oft noch Jahrzehnte später schwere psychische Störungen. Das ergab vor kurzem eine Befragung von Opfern, die in Deutschland gegen Ende des Zweiten Weltkriegs mißbraucht wurden und inzwischen 65 Jahre und älter sind.
60 Prozent der Frauen leiden bis heute unter posttraumatischen Belastungsstörungen – wie sexuellen Schwierigkeiten, Angstzuständen, Nervosität, Schlafstörungen und schmerzlichen Erinnerungen.
Bei vielen überschattete das sexuelle Gewalterlebnis über Jahrzehnte hinweg das Ehe- und Familienleben. Etwa die Hälfte der vergewaltigten Frauen verschwieg die Tat ihren Ehemännern und Kindern aus Scham und aus Angst vor unverständigen oder verletzenden Reaktionen.
„Vergewaltigungen im Krieg werden von den Opfern psychisch anders verarbeitet als sexuelle Gewalt im zivilen Leben“, stellte Regina Steil von der Universität Jena nach Abschluß der Studie fest.
Kaum eine Frau konnte nach dem Zweiten Weltkrieg auf psychologische Hilfe hoffen. Als damals die Front näherrückte, hatten allerdings viele Eltern mit ihren Töchtern über eine mögliche Vergewaltigung gesprochen. „So zynisch es klingt: Diese jungen Frauen und Mädchen konnten später leichter mit dem schrecklichen Erlebnis fertig werden“, sagt Regina Steil.
Rüdiger Vaas