Heinrich Zankl, Biologe und Genetiker an der Universität Kaiserslautern, beschäftigt das „Phänomen Sexualität“ unter biologischen Gesichtspunkten. Dabei läßt er fast kein Thema aus:
Von der Frage, wie und warum Sexualität entstanden ist, über Faktoren, die bei Tieren das Geschlecht des Nachwuchses bestimmen, dringt Zankl rasch zum Menschen vor. Bei uns entscheidet das Y-Chromosom über männlich oder nicht-männlich. Dabei ist es deutlich kleiner als das weibliche X-Chromosom, und viele seiner Gene sind von vorneherein inaktiv. Wozu diese Gen-Verschwendung? Lächerlich übrigens, wer heute noch glaubt, Adam wäre zuerst dagewesen: Der Prototyp hieß Eva, Adam war ein Folgeprodukt.
Zankl beschreibt, warum einige geistige Fähigkeiten sich bei Frauen und Männern unterscheiden und erklärt den Einfluß der Hormone auf das sich entwickelnde Gehirn. Über Fehler in der Geschlechtsentwicklung und deren Folgen (Hand aufs Herz: Wußten Sie, daß menschliche Zwitter schwanger werden können?) schreibt Zankl ebenso wie über abweichende sexuelle Orientierung.
Ein Manko des Buches: Trotz erläuternder Zeichnungen ist es oft nicht leicht verständlich. Zwar erklärt Zankl (fast) alle Fachausdrücke, dennoch gleitet sein Stil teilweise sehr ins Fachspezifische ab. Ein Glossar der wichtigsten Begriffe wäre da hilfreich gewesen. Für den biologisch interessierten Laien eignet sich das Buch nur, wenn er akzeptiert, daß die Lektüre oft anstrengt.
Heinrich Zankl PHÄNOMEN SEXUALITÄT Vom „kleinen“ Unterschied der Geschlechter Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1999 216 S., DM 68,-
Helga Brettschneider / Heinrich Zankl