Mit den persönlichen Daten von Patienten wird im Internet – sei es aus Versehen oder ganz einfach aus Schlamperei – immer mehr Schindluder getrieben. Bereits vor einem Jahr geriet das Pharmaunternehmen Eli Lilly in die Schlagzeilen. Der Produzent des Antidepressivums Prozac hatte in einer Massen-E-Mail aus Versehen die Namen von 600 Patienten veröffentlicht, die in psychiatrischer Behandlung waren. Einen ähnlichen Lapsus hat sich jetzt die amerikanische Universität Montana geleistet: Auf ihrer Website wurden vertrauliche psychologische Gutachten von über 60 depressiven oder schizophrenen Kindern und Jugendlichen veröffentlicht. Wer die Seite anklickte, bekam ein Dokument präsentiert, das unverschlüsselt auf 400 Seiten detaillierte Auskunft über die Therapie der Patienten sowie die Zahl der Arztbesuche gab. In fast allen Fällen wurde der vollständige Name, das Geburtsdatum und sogar der Wohnort genannt. Acht Tage lang konnte man die Daten im Internet einsehen, erst dann wurden sie gelöscht. Auf den Vorwurf massiver Datenschutzverletzung angesprochen, erklärte die Universität, wahrscheinlich habe ein Student die Gutachten versehentlich online gestellt. Die betroffenen Patienten oder deren Eltern zu informieren, hielt man für unnötig. Dies werde erst nach den internen Untersuchungen geschehen.
Hans Groth