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Ausgelaufen

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Ausgelaufen

In Tüftlerkreisen wurde schon länger darüber getuschelt. Doch 1994 informierte der Elektroingenieur Rolf Zinniker von der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich auch die breite Öffentlichkeit und versuchte gleich, ein Marktprodukt daraus zu machen: Nicht nur Akkus lassen sich wieder aufladen – auch die ganz gewöhnlichen Alkalibatterien für Fernbedienung, Taschenlampe und Walkman.

Wenig später begann die Firma Elowi im badischen Teningen nach den Plänen Zinnikers unter dem Namen „Alkaricharger“ einen Ladeapparat für Alkalibatterien zu produzieren. Er glich den Geräten, die zum Wiederaufladen von Akkus verwendet werden. Mit einem wesentlichen Unterschied: Eine elektronische Schaltung darin verhinderte, dass eine bestimmte Ladespannung überschritten wurde. Denn ein Überladen der Batterien hätte zur Folge haben können, dass ätzende und giftige Elektrolytflüssigkeit ausläuft. Drei- bis zehnmal ließen sich mit dem Alkaricharger Batterien auffrischen. Allerdings nahm die Leistungsfähigkeit der Batterien mit jedem Ladevorgang ab.

Die Medien berichteten erneut über Zinniker: Der Alkaricharger versprach, Geldbeutel und Umwelt zu schonen. Der Hersteller Elowi baute eine große Produktionsanlage. Doch das Ladegerät spülte der Firma kein Geld in die Kassen. Im Gegenteil: Nachdem Elowi nur rund 10 000 Alkaricharger hatte absetzen können, machte die Firma Ende der Neunzigerjahre pleite. Ähnliche Geräte anderer Hersteller sind heute noch nicht völlig vom Markt verschwunden, fristen aber ein Nischendasein.

„In der Praxis gibt es Schwierigkeiten: Je stärker eine Batterie entladen ist, desto schlechter lässt sie sich auffrischen“, sagt Helmut Drose, jahrzehntelang Anwendungsingenieur bei Duracell und heute selbstständiger Berater der Batterie-Industrie. Das macht die Aufladung von vornherein wenig praktikabel. Denn weder möchte der Verbraucher aus Wanduhr oder Spielkonsole frühzeitig die Batterien herausnehmen noch kann er überprüfen, wie stark sie bereits entladen sind.

Hinzu kommt, dass die Batterie-Industrie nachdrücklich vor dem Regenerieren warnt. „Beim Wiederaufladen einer Alkalibatterie bildet sich das Zink der Anode nicht wieder in der ursprünglichen Form zurück – statt eines fein verteilten Pulvers entstehen zum Teil Kristalle“, erläutert Drose. Die könnten die sogenannte Diffusionssperre in der Batterie zerstören, was zur Folge hätte: innerer Kurzschluss und Auslaufen der Elektrolytflüssigkeit. „Die Geräteschutzgarantie, die die Hersteller von Markenbatterien ausloben, gilt daher nicht, wenn die Batterie wieder aufgeladen wurde“, betont Drose.

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Zinniker hingegen wittert gegnerische Propaganda. Er wirft der Batteriebranche vor, aus Sorge ums Geschäft die Risiken des Aufladens aufgebauscht zu haben. So erinnert er sich an Fernsehinterviews, bei denen Industrievertreter sogar die Gefahr von Explosionen heraufbeschworen. „Alkalibatterien können aber aufgrund von eingebauten Schutzmechanismen gar nicht explodieren, so wie wir alle uns eine Explosion vorstellen, mit Knall, Feuer und Rauch“, sagt Zinniker (Details im Internet unter: www.ife.ee.ethz.ch/~zinniker/batak/). Er ist zudem überzeugt, dass nach den ersten Berichten über den Alkaricharger einige Hersteller die Rezepturen ihrer Batterien veränderten, um das Wiederaufladen zu erschweren – Beweise hat er nicht.

Würde jemand heutzutage versuchen, den Alkaricharger auf den Markt zu bringen, hätte er zusätzlich damit zu kämpfen, dass viele lieber zu Akkus greifen. Vor zehn Jahren waren die technisch noch nicht so ausgereift wie heute und hatten viel weniger Kapazität. Doch die Sache hat sich ohnedies erledigt: Als das Patent auf die Elektronik des Ladegeräts auslief, hat der Schweizer Elektroingenieur es nicht verlängert. Zinniker mag nicht mehr. Frank Frick■

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