Vor 8000 Jahren fand am Ätna ein Erdrutsch statt, bei dem 35 Kubikkilometer Gestein abbrach. Die damaligen Folgen dieses Erdrutschs haben jetzt italienische Forscher des Istituto Nazionale di Geofisica e Vulcanologia in Pisa um Maria Teresa Pareschi untersucht. Sie kamen zu dem Ergebnis, dass im Mittelmeer ein gewaltiger Tsunami ausgelöst wurde, der den vom Dezember 2004 in Südostasien noch übertroffen haben könnte.
Die Geowissenschaftler hatten Anhaltspunkte für die Katastrophe in den Resten des israelischen Steinzeitdorfs Atlit-Yam entdeckt. Unter einer dicken Schlammschicht fanden sie Fischvorräte, was auf ein fluchtartiges Verlassen der Siedlung hinweist. Belegen konnten die Wissenschaftler ihre Theorie durch seismische Untersuchungen der Sedimente am Meeresgrund der Ionischen See östlich von Sizilien. Einerseits fanden sie dort in bis zu 2000 Meter Tiefe Lehm, der zweifelsfrei vom Ätna stammt, andererseits waren die Schichten chaotisch durchmischt – was typisch für einen Tsunami ist.
Mit Computersimulationen berechnete Pareschi, dass die Flutwelle vor der Küste Süditaliens bis zu 50 Meter und vor den Küsten Griechenlands noch bis zu 13 Meter hoch war. Mit geschätzten 725 Kilometern in der Stunde raste der Tsunami durch das Mittelmeer und richtete auch erhebliche Verwüstungen an den Küstenabschnitte Tunesiens, Ägyptens und des Nahen Ostens an.
Die Wissenschaftler hoffen, dass die Ergebnisse ihrer Forschungen in das weltweite Tsunami-Frühwarnsystem einfließen werden, das vermutlich noch in diesem Jahr auch für das Mittelmeer in Betrieb gehen wird.