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Wie viel PR braucht Wissenschaft?

Astronomie|Physik Gesellschaft|Psychologie

Wie viel PR braucht Wissenschaft?

25 Jahre haben die Forscher auf diesen Moment gewartet: Am 30. März kurz nach 13 Uhr mitteleuropäischer Sommerzeit glückt es dem europäischen Großforschungszentrum CERN im weltgrößten Teilchenbeschleuniger LHC erstmals, Protonen mit zuvor auf der Erde nie erreichter Energie von sieben Teraelektronenvolt aufeinander treffen zu lassen. Die ganze Welt nahm daran teil: im Internet, im Fernsehen, in den Zeitungen. „Der zweite Urknall“, „ Urknall im Labor“, „Physiker simulieren den Urknall“ lauteten die Titelzeilen.

Das klingt, als wären die Rätsel um den Urknall nun gelöst oder zumindest nahe der Lösung. Doch das sind sie noch lange nicht. Das Ganze ist ein Experiment, mit dessen Hilfe Physiker verstehen wollen, was sich unmittelbar nach dem Urknall wirklich abgespielt hat. Das Experiment zeigt vor allem eines: Der rund drei Milliarden Euro teure LHC funktioniert. Nach dem ursprünglichen Plan hätte er das bereits 2005 tun sollen. 2008, beim ersten echten Start, kam es zu einem Unfall, der für weiteren Zeitverlust sorgte. CERN stand daher unter gewaltigem Druck, setzte alles auf eine Karte, lud die Weltpresse im Vertrauen ein, dass es am 30. März tatsächlich zum Protonencrash kommen würde. Voller Freude und angesichts des lange herbeigesehnten Erfolgs präsentierten die Wissenschaftler das Ergebnis so, dass die Journalisten – schlagzeilenorientiert wie sie nun mal sind – darauf verfielen, das Ereignis als Urknall im Labor zu verkaufen, um auf diese Weise eine Top-News zu erzeugen.

Der mediale Großauftritt ist den Forschern zu gönnen. Ginge es nach mir, würden Wissenschaftler weit häufiger im Rampenlicht stehen. Machen wir uns aber nichts vor: Das Experiment vom 30. März markiert lediglich den Beginn vieler Messreihen. Die Wissenschaft weiß dadurch nicht mehr über den Urknall als zuvor: Der Event war in Wirklichkeit nur ein erster – toller – Beweis, dass der LHC korrekt arbeitet. Das ist faszinierend. Bis es handfeste Ergebnisse gibt, können Jahre verstreichen. Man sollte stets kritisch sein, wenn es um Versprechungen geht – auch seitens der Wissenschaft. Beispiel Raumfahrt: Die Rückkehr des Menschen zum Mond – von der NASA vor zwei Jahrzehnten noch um 2005 angepeilt – wurde von Barack Obama von der Agenda genommen. Astronauten auf dem Mars sind für ihn denkbar – in einem Vierteljahrhundert.

Wie war das früher, etwa 1991? Da hieß es aus Anlass des 30. Jahrestags der bemannten Raumfahrt in bild der wissenschaft: „Den bemannten Flug zum Mars planen Amerikaner und Sowjets zum 20. Juli 2019, dem 50. Jahrestag der Mondlandung.“ Steckt die bemannte Raumfahrt in der Krise? Antworten darauf kommen von Ex-Astronaut Thomas Reiter im bdw-Interview ab Seite 60.

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