Die Geschichte, die der Londoner Physiker und Philosoph Manjit Kumar erzählt, begann vor über 100 Jahren. 1900 hatte Max Planck, weil es nicht anders ging, ein umwälzendes Konzept in die Physik eingeführt. Energie, so sagte er, komme nur in Form unteilbarer Energiepakete, sogenannter Quanten, vor. Damit hatte er das Ende der klassischen Physik eingeläutet. In den folgenden Jahrzehnten machte eine Heerschar brillanter Physiker – darunter Einstein, Bohr, Schrödinger und Heisenberg – daraus die moderne Physik. Dabei wurde viel und oft erbittert gestritten. Nach der Kopenhagener Deutung (Bohr, Heisenberg) bestimmen Zufall und Wahrscheinlichkeit die Welt. Einstein und Schrödinger bestanden dagegen auf Kausalität und Verstehbarkeit. Gelöst ist die Streitfrage bis heute nicht.
Viele Bücher sind darüber geschrieben worden – gute und schlechte. Braucht die Welt noch eines? Ja, denn Kumars Buch über die Entstehung der Quantenphysik ist exzellent. Es bändigt eine große Fülle an Material – das betrifft sowohl die handelnden Personen als auch die wissenschaftlichen Inhalte. Das Beste an Kumars Buch aber ist die Schilderung des Wegs, den die Wissenschaft und die philosophische Deutung der Quantenphysik genommen haben. Denn die Quantenphysik entwickelte sich – wie jede große wissenschaftliche Erkenntnis – begleitet von Zweifel und Hochgefühl, von Irrwegen und Durchbrüchen, von Stochern im Nebel. Diesen faszinierenden Prozess stellt Kumar kenntnisreich und spannend dar. Dabei kommt er an ein paar mathematischen Formeln nicht vorbei. Das scheint die Leser aber nicht abzuschrecken: In England und Indien ist das Werk bereits ein Bestseller. Heinz Horeis
Manjit Kumar QUANTEN Berlin Verlag, Berlin 2009, 540 S., € 28,– ISBN 978–3–8270–0496–3