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VORSICHT, Unseriöse Therapien!

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VORSICHT, Unseriöse Therapien!

Es ist ein ausgesprochen teures Unterfangen: Bis zu 26 000 Euro nimmt die Privatklinik X-Cell Center mit Sitz in Düsseldorf und Köln für eine Stammzellkur gegen Parkinson. Bezahlt wird im Voraus. Die Zellen aus dem Knochenmark werden angeblich ins Nervenwasser gespritzt oder direkt ins Gehirn eingepflanzt. Mit einer ähnlichen Therapie verspricht das Unternehmen, das Nervenleiden Multiple Sklerose, Rückenmarkverletzungen oder Diabetes zu lindern.

Der Parkinson-Patient Johannes Wolf ist ein Aushängeschild der Klinik. Nach einer Therapie im Jahr 2007 gehe es ihm viel besser. Er fahre inzwischen sogar eine Harley Davidson und komme weitgehend ohne Medikamente aus, berichtet der 74-Jährige. Im Oktober 2009 bretterte er mit seinem Zweirad auf der Landstraße von Saarbrücken bis nach Straßburg und wieder zurück. Als Petra Aschenbeck, ebenfalls Parkinson-Patientin, auf der Klinik-Homepage von Wolfs Genesung liest, wächst ihre Hoffnung. Sie lässt sich im X-Cell Center therapieren. Die 7545 Euro für die Behandlung kratzt sie zusammen, denn die gesetzliche Krankenkasse zahlt nichts. Doch ihr Zustand verschlechtert sich nach dem Eingriff, wie sie auf der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Neurologie im September 2009 in Nürnberg berichtet.

So oder so belegen Einzelfälle weder die Wirksamkeit noch die Unwirksamkeit einer Therapie. Dafür bedarf es wissenschaftlicher Studien. Die Deutsche Gesellschaft für Neurologie sowie die Deutsche Parkinson-Gesellschaft laufen deshalb Sturm gegen die „ dubiosen Angebote“ des X-Cell Center. „Es gibt keinen wissenschaftlichen Nachweis der Wirksamkeit, keinen wissenschaftlichen Nachweis der Sicherheit und Verträglichkeit, und es gibt keine wissenschaftlich begründete Abwägung von Nutzen und Risiken“, wettert der Parkinson-Experte Wolfgang Oertel aus Marburg. Er fordert, derartigen Behandlungsangeboten einen gesetzlichen Riegel vorzuschieben.

Derzeit braucht das Unternehmen Nutzen und Unbedenklichkeit seiner Therapien nicht zu belegen. Eine Lücke im Arzneimittelgesetz macht die ungewöhnlich lax kontrollierten Heilversuche möglich. Erst ab 2012 muss das X-Cell Center aufgrund einer europäischen Regelung nachweisen, dass seine Therapien verträglich und wirksam sind.

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