Ein Arm für die Bodenhaftung
Jörg Conradt ist einer von fünf Juniorprofessoren bei CoTeSys. Er leitet eine Arbeitsgruppe am Lehrstuhl für Steuerungs- und Regelungstechnik der Technischen Universität (TU) München. Er will einen mobilen einarmigen Roboter bauen, der intelligentes Verhalten zeigt. Wie das menschliche Gehirn soll auch das Elektronenhirn des Roboters Informationen aus der Umwelt multizentrisch und parallel verarbeiten. „Unsere alltägliche Umgebung ist viel zu kompliziert, als dass sich ein Roboter darin zurechtfinden könnte, der nur mit exakten Definitionen und Anweisungen ausgestattet ist“, sagt der Forscher. „Schon kleine Veränderungen würden ihn aus dem Konzept bringen.“
Conradt war zweimal erfolgreich beim Wettbewerb „Jugend forscht“, später folgten ein Master in Informatik und ein Diplom in Elektrotechnik. Aber nur Geräte zu entwickeln und Programme zu verfeinern, war ihm zu wenig. Intelligente und kreative Systeme interessierten ihn mehr. Daher studierte er zusätzlich Neurobiologie und promovierte in Neuroinformatik. „Als Ingenieur und Neurowissenschaftler steht man ständig in einem Spannungsverhältnis, wenn ein biologisch inspiriertes technisches System nicht funktioniert“, sagt Conradt. Da ist einerseits die Versuchung, unter Zeitdruck nach einer technischen Problemlösung zu suchen – und andererseits die Motivation, dem biologischen Vorbild möglichst nahe zu kommen. „Würde ich mich als Professor nur noch um Managementaufgaben kümmern sowie Visionen und Projekte entwickeln, ginge mir das Gefühl fürs Machbare verloren“ , sagt der tatkräftige Wissenschaftler. Deshalb legt er im Labor gern selbst mit Hand an und stellt Prototypen von Robotern her – um zu zeigen, dass auch funktioniert, was er sich ausgedacht hat.
von Klaus Wagner