und funktioniert’s?
Wer behauptet, einen Computer zu bedienen sei kompliziert, hat noch nie eine komplette TV-Anlage aus Fernseher, Satellitenreceiver, Videorecorder und Decoder verkabelt, programmiert und über diverse Fernbedienungen gesteuert. Wie schön wäre es, wenn es ein Gerät gäbe, das nicht nur alle Einstellungen mit einer einzigen Fernbedienung koordiniert, sondern das auch noch eine ständig aktuelle elektronische Fernsehzeitschrift enthält. Dann könnte man auf dem Bildschirm zwischen Fußball und Film, Meiser und Moik auswählen und per Knopfdruck den Start des Videorecorders oder des Fernsehers programmieren. Praktisch wäre auch eine Sperre, die Filme für Erwachsene ausblendet, wenn gerade ein Kind vor der Glotze sitzt.
Die Lösung heißt I-Box. Sie steuert alle Geräte einer TV-Anlage und bietet eine komplette elektronische Fernsehzeitschrift, die alle Sendungen Tage im voraus kennt und eine mehrstufige Kindersicherung besitzt. Doch das ist reine Theorie – in unserem Test hat das größtenteils nicht funktioniert. Die Installation der I-Box übertrifft selbst die schlimmsten Befürchtungen. Ob Selbsttest, Abstimmung der Fernbedienungskommandos, Einstellung der Sender – nichts klappte auf Anhieb. Immerhin: Das gute Handbuch hatte immer einen Ausweg parat, wenn eine Aktion mißlang.
Dennoch: Vier Stunden harte Arbeit – statt der versprochenen 35 Minuten – sind einfach zu viel, zumal die Mühe nicht von Erfolg gekrönt war. Gerade die letzte und vermeintlich einfachste Einstellung scheiterte. Um sich mit den Programmdaten zu versorgen, muß die I-Box einen UKW-Sender empfangen, der diese Informationen quasi huckepack transportiert. Der einzige im Stuttgarter Raum in Frage kommende Sender ist Antenne-1, der normalerweise glasklar zu empfangen ist. Doch die mitgelieferte Wurfantenne versagte kläglich, ebenso die sonst untadelige Hausantenne. So ließ sich mit der I-Box zwar prima Radio hören, die Wortfetzen, die die Programmdatenbank füttern sollten, huschten jedoch völlig verstümmelt über die Mattscheibe.
Ein Anruf um 9 Uhr 30 bei der Hotline steigerte den Frust noch: Es lief nur ein Band, man solle bitte erst nach 9 Uhr anrufen. Am späten Vormittag erteilte dann ein freundlicher, aber hilfloser junger Mann die Auskunft, daß der eingestellte Sender stimme, daß der Empfang aber wohl zu schwach sei.
Unser Rat: Wenn Sie sich die I-Box kaufen wollen, lassen Sie sich unbedingt ein Rückgaberecht garantieren. Bernd Müller
Der Programm-Service
Die elektronische Programmzeitschrift ist ein Service der Firma TeleControl in Koblenz. Eine Redaktion sichtet täglich das Programmangebot und teilt die Sendungen in verschiedene Kategorien wie Fußball oder Spielfilm ein, markiert die Sendungen aber auch nach Schauspielern oder nach Alterskategorie. Dieses Interessenprofil läßt sich in der I-Box speichern, die dann selbständig das Programmangebot überwacht und Fernseher oder Videorecorder aktiviert.
Die Technik
Die I-Box wird über das Radio-Daten-System eines UKW-Senders mit den Programminformationen versorgt. RDS-Daten dienen normalerweise zur Anzeige des Sendernamens oder von Verkehrsinformation im Autoradio. Ein neuer Service namens Radiotext erlaubt es, wie beim TV-Videotext zusätzliche Textpakete zu übertragen. Das können Informationen über das gerade laufende Musikstück sein, regionale Verkehrsinformationen oder Nachrichten. Da die Übertragung relativ langsam ist, kann es bei der ersten Inbetriebnahme der I-Box Stunden dauern, bis die Programmzeitschrift gefüllt ist.
Der Preis
Die I-Box kostet DM 299,- und ist im Fachhandel erhältlich. Der Teledatenservice kostet im Abonnement DM 48,- im Jahr.
Weitere Informationen gibt es bei: TeleControl Elektronik, Maria Trost 23, 56070 Koblenz Tel.: 0261/8854260
Die Bedienung
Es hilft nichts: Die vom Videotext bekannte Bedienung der I-Box mit Zifferntastatur und Pfeiltasten kann einen an die Maus gewöhnten PC-Benutzer zum Wahnsinn treiben. Der Bildschirm bietet zu wenig Information zu unübersichtlich an, die Auswahl der richtigen Menüs läuft schleppend – ein Problem, das nicht nur der I-Box anzulasten ist, sondern generell die Tauglichkeit des Fernsehers als potentielle Multimediamaschine in Frage stellt.
Die Alternative
Auf der Funkausstellung im vergangenen Herbst präsentierten die TV-Hersteller „Next-View“ – eine Art erweiterten Videotext. Entsprechend ausgerüstete Fernseher, die es schon bald zu kaufen gibt, empfangen aktuelle Programminformationen, mit denen sich das Lieblingsprogramm zusammenstellen läßt. Der Service soll kostenlos sein und sich durch Werbung finanzieren.
Bernd Müller