Heuschnupfen ist die häufigste Form der Allergie – und jetzt ist Hochsaison für den Pollenflug der Gräser. Solange Schleimhäute die Pollenkörner in Nase und Rachen zurückhalten, beginnen Allergikern nur die Augen zu tränen, die Nase läuft oder ist notorisch verstopft. Jeder dritte Pollenallergiker aber bekommt zudem Asthma. Der Grund: Ein Teil der Pollen platzt in der Luft und setzt seinen allergenen Inhalt frei. Die winzigen Partikel schlüpfen durch alle natürlichen Filter bis in die Bronchien.
Bei Allergikern lösen sie eine Kette von Entzündungsreaktionen aus, wobei das Immunsystem ungesund heftig über das Ziel hinausschießt. Es bildet spezifische Antikörper vom Typ Immunglobulin E (IgE). Dies führt zu einer Überempfindlichkeit, an die sich der Körper beim nächsten Kontakt mit dem allergieauslösenden Stoff – dem Allergen – erinnert. Die Zellen setzen Histamin und andere Stoffe frei, die die Muskulatur der Bronchien zusammenziehen, die Schleimhäute schwellen lassen und die Sekretbildung ankurbeln, so daß die Nase trieft. Damit versucht der Körper, sich von den Allergenen zu befreien.
„Vor allem bei allergischen Kindern ist die Gefahr groß, daß der trockene Husten als Zeichen einer Infektion fehlgedeutet und nicht angemessen therapiert wird“, sagt Prof. Karl-Christian Bergmann von der Allergie- und Asthma-Klinik Bad Lippspringe. Die falsche Behandlung kann zur Folge haben, daß das Asthma chronisch wird.
Die drei Säulen der Therapie sind: Allergene vermeiden, akute Allergie mit Medikamenten dämpfen, den Körper gegen die Allergie unempfindlich machen (Hyposensibilisierung).
Wenn die allergieauslösenden Samen fliegen, sollten empfindliche Menschen die Fenster schließen, nicht oft ins Freie gehen und in pollenarmen Gebieten Urlaub machen. Auch die richtige Ernährung ist wichtig. So sollte man bei Gräserpollenallergie auf Hülsenfrüchte (Bohnen, Erbsen) verzichten. Sie enthalten Stoffe, die den Allergenen von Gräsern ähneln und wie diese Heuschnupfen auslösen können (Kreuzallergie).
Wem dies nicht hilft, der ist auf Medikamente angewiesen. Sogenannte Mastzellstabilisatoren können – vor Beginn des Pollenflugs genommen – Niesen und Schnupfen weitgehend verhindern. Antihistaminika eignen sich für die Akutbehandlung. Sie wirken rasch, werden in die Nase gesprüht oder als Tabletten geschluckt. Kortisonhaltige Präparate bekämpfen starke Beschwerden und Asthma.
Hyposensibilisierung ist gegen die meisten Graspollen möglich. Dabei wird das Allergen in steigenden Dosierungen unter die Haut gespritzt, um das Immunsystem an den Stoff zu gewöhnen. Früher empfahl man die Hyposensibilisierung im Herbst, damit sie im folgenden Frühjahr abgeschlossen war, heute gibt es Kurzzeittherapien, die wenige Wochen vor dem Pollenflug beginnen sollten. Die Hyposensibilisierung heilt 80 Prozent der Patienten vom Heuschnupfen.
medinfo Kontakt
Deutscher Allergie- und Asthmabund (DAAB) Hindenburgstraße 110 41061 Mönchengladbach Tel: 02161 – 814940
Allergiker Selbsthilfe e.V. (Bundesverband) Beate Schmitt Hermann-Löns-Weg 11a 65779 Kelkheim Tel: 06195 – 910674
Deutscher Polleninformationsdienst Burgstraße 12 33175 Bad Lippspringe Tel: 05252 – 931203 (Mo.-Fr., 8-12 Uhr)
medinfo Medien
Buch
Jörg Kleine-Tebbe Pollen, Milben und Co. Medpharm Scientific Publ., Stuttgart 1997, DM 12,80
Werner Zenker Heuschnupfen verstehen und richtig behandeln Econ, Düsseldorf 1995, DM 16,-
medinfo Grafik
Nicola Siegmund-Schultze