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Abschied vom Zelluloid

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Abschied vom Zelluloid

Seit dem 16. Mai läuft „Star Wars – Episode II” in den deutschen Kinos. Das Weltraum-Epos fasziniert nicht nur Science-Fiction-Freaks, es setzt auch technisch Maßstäbe: Der Hollywood-Streifen wurde komplett digital produziert. Er könnte der Vorbote eines neuen Kinozeitalters sein, in dem herkömmliche Filmkameras , Schneidemaschinen und klobige Filmrollen der Vergangenheit angehören. Digitale Spezialeffekte und Animationen sind längst ein wichtiger Bestandteil vieler Kinoproduktionen. So ließen die Macher von „Harry Potter” märchenhafte Fabelwesen durch die Räume der Zauberschule schweben, und die Darsteller der Hobbits in „Der Herr der Ringe” wurden mithilfe der Digitaltechnik auf zwergenhafte Größe geschrumpft und mit großen, behaarten Füßen ausgestattet. Bisher allerdings werden die meisten Filme nach wie vor mit analogen Kameras aufgenommen, zur digitalen Nachbearbeitung von der Filmrolle eingescannt und danach wieder auf Zelluloid rückbelichtet. „Sogar wenn große Teile der Bilder digital erzeugt oder bearbeitet werden, steht am Ende der Kette immer noch der klassische 35-Millimeter-Film”, sagt Hans Boß vom Fraunhofer-Institut für Integrierte Schaltungen (IIS) in Erlangen. So musste auch die neue Star Wars-Episode – obwohl digital produziert – zum Vorführen für die meisten Kinos von der Festplatte auf Film überspielt werden. Das ist im Grunde ein überflüssiger und antiquiert anmutender Arbeitsschritt. Die Vorteile einer Technik, bei der Herstellung, Bearbeitung und Wiedergabe ausschließlich digital erfolgen, liegen auf der Hand: Die bisher übliche Vorgehensweise, bei der die belichteten Filmrollen vervielfältigt und dann an die Lichtspielhäuser verschickt werden, ist aufwändig und teuer – und die Qualität des Filmmaterials verschlechtert sich bei jedem Kopieren und Abspielen. Digitale Filme dagegen erscheinen auch nach der tausendsten Vorführung noch immer in derselben Qualität auf der Leinwand. Erste auf digitaler Technik basierende Kinoprojektoren hat die US-Firma Texas Instruments entwickelt. Prototypen mit der „Digital-Light-Processing”-Technologie sind in 40 Filmtheatern weltweit installiert – in Deutschland bei UCI-Kinowelt in Berlin und Cinedom in Köln. Die Digitalprojektoren lesen die Filmkonserve von einer DVD, zahlreiche mikroskopisch kleine bewegliche Spiegel lenken das Bild auf die Leinwand. Ein Grund dafür, dass sich die Digitaltechnik im Kino bisher nicht durchsetzen konnte, sind die riesigen Datenmengen, die dabei zu handhaben sind. So fallen bei der Herstellung eines 90-minütigen Kinostreifens mehr als zwei Terabyte Daten an – das entspricht dem 50- bis 100fachen einer hochwertigen TV-Produktion. Die Wissenschaftler feilen seit Jahren an Techniken, um solche Datenmengen auf mobilen Datenträgern speichern und weiterverarbeiten zu können. So nutzen die Erlanger Fraunhofer-Forscher gebräuchliche Bildspeichertechniken, um die Daten auf etwa ein Zehntel ihres ursprünglichen Volumens schrumpfen zu lassen. Um die Kinofilme an die Lichttheater zu übertragen, müssen die Daten sogar noch zehnmal dichter gepackt werden. Wissenschaftler am Berliner Heinrich-Hertz-Institut für Nachrichtentechnik erarbeiten dafür geeignete Kompressionsverfahren. Damit ließen sich Filme künftig, in winzige Datenpäckchen zerhackt, via Satellit oder Kabel von einem Server beim Produzenten direkt ins Kino übertragen. Aber auch die bisher verfügbaren Digitalkameras reichen für viele Produktionen noch nicht aus. Mit ihnen lassen sich beispielsweise keine Zeitraffer- oder Zeitlupen-Effekte verwirklichen. Daher entwickeln die Fraunhofer-Forscher für neuartige Digitalkameras so genannte CMOS-Sensoren, die komplexe elektronische Schaltungen mit lichtempfindlichen Bauelementen auf einem Mikrochip vereinen. Sie könnten in den nächsten Jahren den Weg für das D-Cinema, das digitale Kino der Zukunft, ebnen.

Ralf Butscher

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Wissenschaftsjournalist Tim Schröder im Gespräch mit Forscherinnen und Forschern zu Fragen, die uns bewegen:

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