Bald soll es möglich sein, den Inhalt eines Buches zu erfassen, ohne auch nur eine einzige Seite aufzuschlagen. Forscher der britischen Universität Leeds wollen dies mit Hilfe von Terahertz-Wellen realisieren – elektromagnetischen Wellen mit einer Länge von einigen Zehntel Millimetern, die im Spektrum zwischen Infrarot- und Mikrowellen liegen. Um ein geschlossenes Buch zu „lesen”, werden die Wellen in zahlreichen kurzen Pulsen von wenigen Pikosekunden (Billlionstel Sekunden) Dauer aus mehreren Richtungen auf das Druckwerk gestrahlt. Dabei regen die Terahertz-Pulse die Moleküle des Papiers und der Tinte zum Schwingen an. Da verschiedene Substanzen mit unterschiedlichen Frequenzen vibrieren, lässt sich anhand einer Analyse des Schwingungsmusters exakt feststellen, an welchen Stellen die Seiten des Buches bedruckt sind und wo nicht. Neben dieser kuriosen Anwendung lassen sich Terahertz-Wellen auch in der Medizin einsetzen. Der Vorteil der Terahertz-Technik: Die Wellen sind für den Körper deutlich schonender als etwa Röntgenstrahlen. Außerdem lassen sich mit ihnen verbrannte Hautpartien oder Krebstumoren detailreicher abbilden als etwa mit Ultraschall. Die britischen Forscher entwickeln derzeit tragbare Analysegeräte für Terahertz-Wellen. Damit könnte die Technologie künftig auch verwendet werden, um Kunstwerke zu untersuchen: Wellen erlauben es, einen Blick unter die Farbschichten von Gemälden zu werfen und so die verwendeten Maltechniken zu entschlüsseln. In der Lebensmittelindustrie ließen sich Wellen nutzen, um den Verschleiß von Zellulosefasern in Verpackungen durch Chemikalien einfacher und schneller als bisher festzustellen.
Hans Groth