Wegen einer Operation ins Krankenhaus zu müssen, ist schon unangenehm genug. Doch wer nach überstandenem Eingriff darauf hofft, sich wenigstens in Ruhe erholen zu können, der liegt völlig falsch. Nach einer US-Studie von Forschern der Johns Hopkins University in Baltimore um Ilene J. Busch-Vishniac ist der Geräuschpegel in den Krankenhäusern extrem hoch. Die Patienten werden mit einer Kakophonie von Lauten beschallt: Türen knallen, Schuhe quietschen auf den Kunststoffbelägen der Stationsflure, Telefone klingeln und moderne medizinische Geräte piepen und surren. Da dies oft im Frequenzbereich der menschlichen Stimme geschieht, ist das Krankenhauspersonal gezwungen, lauter zu sprechen – von Ruhe also keine Spur.
Busch-Vishniac hatte mit ihrem Team die Geräuschentwicklung im Johns Hopkins Hospital (JHH), dem renommiertesten Krankenhaus in den USA, untersucht. Sie fand heraus, dass seit den Sechzigerjahren der Lärmpegel vor allem wegen neuer medizinischer Apparate und Kommunikationsmittel von rund 40 auf etwa 60 Dezibel zugenommen hat. Dies entspricht einem laut geführten Gespräch. Der von der Weltgesundheitsorganisation WHO empfohlene Wert liegt dagegen nur zwischen 30 und 35 Dezibel – vergleichbar mit einem lauten Flüstern. „Wenn schon im JHH der Geräuschpegel so hoch ist“ , meint die Wissenschaftlerin, „müssen wir davon ausgehen, dass die Situation in anderen Krankenhäusern der westlichen Welt genauso oder sogar noch viel schlimmer ist.“
Das bestätigt auch Stefan Willich, Sozialmediziner an der Berliner Charité und Mitautor einer Studie, die den Zusammenhang von Herzinfarkten und Lärmbelästigung belegt. „Auf manchen Stationen geht es zu wie im Taubenschlag“, sagt er. Willich befürchtet, dass sich der hohe Geräuschpegel auf die Konzentration der Ärzte bei Operationen auswirken und auch die Gesundung der Patienten verzögern könnte. Willich will jetzt in einer Studie die Zufriedenheit deutscher Krankenhaus-Patienten untersuchen und dabei auch den Faktor Lärm berücksichtigen.