Der Rastlose
Andere setzen sich mit knapp 65 Jahren zur Ruhe und frönen ihren Hobbys. Doch soweit ist es für Ernst Rietschel noch lange nicht. Gerade erst wurde er zum neuen Präsidenten der Leibniz-Gemeinschaft gewählt. Sie vereinigt bundesweit 84 Institute, deren Spektrum von den Geistes- über die Natur- und Umweltwissenschaften bis zu den Lebenswissenschaften reicht. In dieser Vielfalt sieht Rietschel die besondere Stärke der Leibniz- Gemeinschaft, denn „damit können wir ein Thema von vielen Seiten angehen“.
Die Präsidentschaft ist nicht sein einziger Job. 1980 wechselte Rietschel vom Max-Planck-Institut für Immunologie in Freiburg nach Norddeutschland. Seither leitet er das Forschungszentrum für Medizin und Biowissenschaften in Borstel bei Hamburg und ist gleichzeitig Professor für Immunchemie und Biochemische Mikrobiologie an der Medizinischen Universität Lübeck.
Sein Weg nach Borstel verlief nicht geradlinig. Erst studierte Ernst Rietschel Chemie. „Mein Vater wollte, dass ich Naturwissenschaftler werde. Ich wollte aber Kinderarzt werden.“ Doch schon mit der Doktorarbeit in Freiburg sattelte er um. Er untersuchte die Rolle von Bakteriengiften bei der Blutvergiftung. Das Thema ließ ihn nicht mehr los: Für seine Erkenntnisse in der Sepsisforschung wurde er mehrfach ausgezeichnet.