bdw: Wie wird sich das Internet künftig entwickeln?
Weiser: Die bisherige stürmische Entwicklung wird sich noch einige Jahrzehnte fortsetzen. Ich meine damit vor allem die Nutzerzahlen und die Möglichkeiten zur mobilen Datenübertragung. Ich rechne damit, daß im Jahre 2015 ein Viertel der Menschheit über das Internet kommuniziert.
bdw: Wird ein solcher Ansturm nicht die Übertragungskapazitäten sprengen?
Weiser: Das ist hauptsächlich ein Problem der Verbindung vom Endnutzer zu seinem Provider. Ich denke aber, daß sich dieser Engpaß durch drahtlose Datenübertragung überwinden läßt. Für den Datentransfer über Leitungen werden ja schon neue, vielversprechende Verfahren in den Markt eingeführt, zum Beispiel ADSL.
bdw: Ist das Internet damit technisch ausgereift?
Weiser: Die Revolution im Internet hat schon längst stattgefunden, nämlich die Einigung der Telekommunikationsindustrie auf die weltweit gültigen grundlegenden Standards für die Datenübertragung – wie TCP/IP und http. Meiner Meinung nach werden diese Standards noch in 100 Jahren gültig sein. Alles, was noch dazukommt, sind Modifikationen und Anpassungen, aber nichts entscheidend Neues mehr.
bdw: Worin sehen Sie die Hauptaufgabe des Internet?
Weiser: Die weltweite Vernetzung der Rechner hat gerade erst begonnen. Meine Vision ist, daß alle Prozessoren – ob in einem PC, einer Kaffeemaschine oder der Stechuhr am Arbeitsplatz – miteinander kommunizieren. Das Internet wäre dabei das zentrale Bindeglied.
Sebastian Jutzi / Mark Weiser