Im alten Siam wurde um weiße Elefanten ein Kult getrieben. Wer eines der seltenen Albino-Exemplare geschenkt bekam, fühlte sich geehrt. Doch Ernährung und Pflege der verwöhnten Tiere waren so teuer, daß die Beschenkten bald vor dem Ruin standen. Der Historiker Dirk van Laak vergleicht das mit den “Weißen Elefanten” unserer Zeit: So heißen im Jargon der Entwicklungshilfe technische Großprojekte, die kläglich gescheitert sind, zumindest aber die hochgesteckten Erwartungen ihrer Initiatoren nicht erfüllt haben.
Van Laak zeigt an zahlreichen Beispielen, daß die spontane Begeisterung vieler Menschen für solche Riesenbauwerke die gigantomanischen Planungen überhaupt erst möglich macht. Er beschreibt milliardenfressende Brücken und Tunnel, Retorten-Großstädte, den Schnellen Brüter, Riesenstaudämme und die (glücklicherweise nie verwirklichten) Pläne, den Mittelmeerraum oder Sibirien völlig umzugestalten.
Je teurer und gewaltiger solche Vorhaben sind, desto wahrscheinlicher scheitern sie, ist van Laak überzeugt – in Ländern der Dritten Welt nicht häufiger als in den westlichen Industriestaaten. Erfolge sind am ehesten zu erwarten, wenn die Widerstände notfalls gewaltsam bekämpft werden. Deshalb gedeihen Großprojekte gut in autoritär regierten Staaten.
Dirk van Laak hat das Problem der Weißen Elefanten von heute umfassend, materialreich und – trotz mancher Fachjargon-Wörter – gut lesbar aufgearbeitet. Allerdings wirkt die große Zahl der Einzelbeispiele fast erdrückend. Es wäre sinnvoller gewesen, weniger Fälle zu betrachten, die dafür ausführlich und detailliert.
Dirk van Laak WEISSE ELEFANTEN Anspruch und Scheitern technischer Großprojekte im 20. Jahrhundert Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 1999 304 S., DM 39,80
Dirk van Laak / Andreas Knoll