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Seine Durchleucht, der Pharao

Geschichte|Archäologie Gesundheit|Medizin

Seine Durchleucht, der Pharao
Mord oder nicht Mord – das war die Frage, die in den letzten Jahren mit dem Namen Tutanchamun verbunden war. Eine Computertomographie sollte Klarheit bringen.

Der König hatte die Blüte seiner Jahre noch vor sich, als er, wahrscheinlich 1324/23 v.Chr., unerwartet starb. Sein plötzlicher Tod und ein Knochensplitter im Hinterkopf sorgen bis heute für Spekulationen: Wurde Tutanchamun ermordet?

Ein internationales Forscherteam unter Leitung des Generalsekretärs der ägyptischen Antikenverwaltung, Zahi Hawass, hat die prominente Mumie jetzt mit einem fahrbaren Computertomographen von Siemens gescannt.

Über 17 000 CT-Bilder suggerieren: Tutanchamun war bei seinem Tod ein junger Mann von 19 Jahren – schlank, fast zierlich von Wuchs, mit 1,70 Meter nicht größer als die meisten seiner Untertanen. Er hatte ein langes Gesicht, und wenn er redete oder lachte, sah man seine großen Schneidezähne. Den leichten Überbiss teilte er mit vielen Mitgliedern seiner Familie – kein Wunder bei den inzestuösen Usancen altägyptischer Herrscherhäuser. Doch er war gesund – weder Mangelernährung noch Krankheiten hatten ihn geschwächt.

Seit der britische Archäologe Howard Carter 1922 das goldgefüllte Grab des königlichen Jünglings entdeckt hatte, zieht „Tut“ Forscher wie Laien gleichermaßen in seinen Bann. Carter glaubte, dass der junge Mann ein bedeutungsloser Herrscher gewesen sei. Heute sieht man seine Rolle als die eines umsichtigen Regenten, der versuchte, die radikalen Reformen seines Vorgängers Echnaton zu mäßigen (bild der wissenschaft 11/2004, „Tutanch-amun – der unterschätzte Kindkönig“).

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Das breite Publikum – in vier Monaten strömten 700 000 Besucher in die Bonner Kunsthalle, um sich die Grabbeigaben des Pharaos anzusehen – interessiert vornehmlich etwas anderes: seine märchenhaften Schätze und das Rätsel um seinen Tod.

1968 und noch einmal 1979 wurde die Mumie mit Röntgenstrahlen durchleuchtet. Knochensplitter im Hinterkopf deuteten auf Mord. Da Brustbein und viele vordere Rippen fehlten, kam aber auch Tod durch Unfall in Frage, bei dem die Brust zerschmettert wurde.

Nach zweimonatigem Studium der Computerbilder meint das Obduktionsteam einstimmig: Kein Mord! Die Knochensplitter im Hinterkopf sind nach dem Tod dorthin gelangt, vielleicht beim Einbalsamieren. Brustbein und -rippen sind sauber abgeschnitten, wahrscheinlich schon von Carters Team auf der Suche nach Gold und Edelsteinen im Körperinneren.

Doch es gibt eine neue Spur: Aus den vielen Knochenbrüchen, die vorwiegend auf die unsanfte Behandlung bei der Entdeckung 1922 zurückzuführen sind, fällt ein Bruch am linken Oberschenkel heraus. Im Gegensatz zu den anderen hat er gezackte Ränder, und etwas Einbalsamierungs-Harz ist eingesickert.

Das könnte darauf hindeuten, dass der Pharao eine offene Verletzung hatte, als er starb. Hat ihn eine infizierte Wunde dahingerafft? „Nur die Untersuchung von Knochenproben könnte mehr enthüllen über Lebensumstände, Krankheiten, vielleicht auch die Todesursache“, sagt Michael Schultz, Paläopathologe an der Universität Göttingen. Der Professor mit einem Faible für kriminalistische Fälle liest aus antiken Knochen die Krankengeschichte wie aus einem Patientenblatt. Er würde sich das prominente Gebein gern genauer anschauen.

Aber da lassen die Ägypter niemanden ran. Auch die CT-Scans werden für die weitere Forschung nur den Mitgliedern der Untersuchungsgruppe zugänglich sein. Und Ägyptens Chefarchäologe Hawass heizt die Debatte um den Tut-Tod erneut an: „Er kann eines natürlichen Todes gestorben sein – oder er wurde vergiftet.“ Neue Untersuchungen sollen klären, ob Tutanchamuns Eingeweide dafür irgendwelche Anhaltspunkte liefern. ■

Ulrike Biehounek

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