Anzeige
1 Monat GRATIS testen, danach für nur 9,90€/Monat!
Startseite »

Das Nesthäkchen

Allgemein

Das Nesthäkchen

„Hobbys? Vielleicht habe ich nach meiner Pensionierung Zeit dafür“, meint Yanbei Chen (27) aus Peking, seit neun Monaten Forscher am Max-Planck-Institut für Gravitationsphysik in Golm, auf Englisch. „Ich schaue höchstens mal fern – und momentan nicht mal das, weil die Programme in Deutsch sind.“ Während sich seine Altersgenossen in ihrer freien Zeit aufs Rad schwingen, Zeichenkurse besuchen oder mit ihren Kindern spielen, beschäftigt sich Chen auch dann mit Gravitationswellen. Sie entstehen, wenn gigantische Massen beschleunigt werden, etwa wenn zwei Schwarze Löcher miteinander verschmelzen. Nachweisen konnte man sie bis heute nur indirekt über die beobachteten Bahnbewegungen eines Neutronen-Doppelsterns. Chen arbeitet an einem direkten Nachweis dieser Wellen, indem er die Beobachtungstechnik optimiert – und er träumt von einer neuen Astronomie. „Bisher betrachten wir alles vom Standpunkt der elektromagnetischen Wellen aus“, erklärt er. „Die Gravitationswellen würden uns eine völlig neue Sichtweise ermöglichen – und damit neue Informationen bringen.“

Für seine Arbeiten zeichnete ihn die Jury der Alexander-von-Humboldt-Stiftung im vergangenen Jahr mit dem Sofia-Kovalevskaja-Preis aus. Mit seinen 28 Jahren ist Chen der jüngste Preisträger der Top Ten der Wissenschaftspreise des Jahres 2004 – und der jüngste des Sofia-Kovaleskaja-Preises aller Zeiten.

Was fühlt man in einem solchen Moment? „Freude – und Überraschung“, strahlt Chen. „Üblicherweise sind solche Preise Forschern mit sehr viel Erfahrung vorbehalten. Ich hatte jedoch erst ein Jahr zuvor meine Doktorarbeit abgeschlossen.“ Mit dem Preisgeld von 1,2 Millionen Euro kann er nun sein eigenes Projekt realisieren – und das, ohne Seminare oder Vorlesungen halten zu müssen. Doch neben aller Freude gibt es auch ein Wermutströpfchen. „Durch den Preis stehe ich etwas unter Erfolgsdruck“, befürchtet Chen.

Was sich in allen Bewerbungen gut liest, scheint bei Yanbei Chen Realität zu sein: Schon als Kind wusste der gebürtige Pekinger genau, was er wollte – Forschen. Chinesisch allerdings war ihm ein Graus: „Bei Fragen wie ,Was hat sich der Dichter dabei gedacht?‘ hatte ich ehrlich gesagt nie den blassesten Schimmer“, erinnert er sich. „Wissenschaft ist einfach – Literatur dagegen ist wirklich kompliziert.“ Heute bedauert er seine Abwehrhaltung ein bisschen, denn „Literatur ist nicht so schlimm, wie ich früher immer dachte“.

Doch was fasziniert ihn an der Wissenschaft derart, dass er auch seine freie Zeit dafür opfert? „Wir lernen Dinge über das Universum, die niemand jemals zuvor gesehen hat“, begeistert er sich. „Außerdem ist es großartig zu sehen, dass Dinge, die wir im Labor austüfteln, auch funktionieren.“

Anzeige

Den Einstieg in das Projekt der Gravitationswellen fand der Physiker während seiner Doktorarbeit in Pasadena, Kalifornien, wo er 2003 seinen Doktortitel erhielt. „Ich war einfach zur richtigen Zeit am richtigen Ort, denn dort startete gerade ein neues Projekt, für das sie Leute brauchten.“

Anzeige

Wissenschaftsjournalist Tim Schröder im Gespräch mit Forscherinnen und Forschern zu Fragen, die uns bewegen:

  • Wie kann die Wissenschaft helfen, die Herausforderungen unserer Zeit zu meistern?
  • Was werden die nächsten großen Innovationen?
  • Was gibt es auf der Erde und im Universum noch zu entdecken?

Hören Sie hier die aktuelle Episode:

Dossiers
Aktueller Buchtipp

Sonderpublikation in Zusammenarbeit  mit der Baden-Württemberg Stiftung
Jetzt ist morgen
Wie Forscher aus dem Südwesten die digitale Zukunft gestalten

Wissenschaftslexikon

Erd|wolf  〈m. 1u; Zool.〉 ein zu den Hyänen gehörendes Raubtier, das auch Merkmale der Schleichkatzen zeigt, 80 cm lang, mit 30 cm langem, buschigem Schwanz, lebt vornehmlich von Insekten: Proteles cristatus; Sy Zibethyäne … mehr

Ein|spritz|pum|pe  〈f. 19; Kfz〉 Pumpe zum Einspritzen von Kraftstoff in die Zylinder von Diesel– od. Ottomotoren

Kaus|al|gie  auch:  Kau|sal|gie  〈f. 19; Med.〉 heftiger, brennender Schmerz als Folge einer Nervenverletzung … mehr

» im Lexikon stöbern
Anzeige
Anzeige
Anzeige