Was wir vom Weltall erspähen können, ist nur ein winziger Ausschnitt, denn die endliche Lichtgeschwindigkeit und das endliche Alter des Universums begrenzen prinzipiell die Reichweite aller Beobachtungen. Trotzdem spekulieren Kosmologen über die Bereiche jenseits unseres kosmischen Horizonts – und sogar über die Existenz anderer Universen. Dass es solche anderen Universen geben muss, ist eine zwingende Konsequenz bestimmter physikalischer und kosmologischer Theorien, über die bdw-Leser regelmäßig informiert werden. Mehr noch: Kosmologen wie Alex Vilenkin haben sogar eine schlagkräftige Begründung dafür, dass alles, was physikalisch möglich ist, auch irgendwo stattfindet – und zwar unendlich oft (bild der wissenschaft 9/2001 und 11/2005). Jeder von uns hat somit exakte Doppelgänger, aber auch alle möglichen Varianten.
Nach Vilenkins recht anspruchsvollem Buch „Kosmische Doppelgänger“ haben nun auch die Wissenschaftsjournalisten Tobias Hürter und Max Rauner die verrückte Welt der Paralleluniversen beschrieben und in eine flott erzählte Geschichte der Kosmologie von den Vorsokratikern bis zur Gegenwart eingebettet. Auch ethische Fragen im Multiversum sprechen sie an. „Muss ich den Müll trennen, wenn mein Doppelgänger in der anderen Welt ohnehin alles in dieselbe Tonne wirft? Muss ich eine Fahrkarte kaufen, während meine Doppelgängerin jeden Tag schwarzfährt?“ Die Zahlenangaben im Buch sind allerdings mit Vorsicht zu genießen – da haben sich leider einige ins falsche Universum verirrt. Rüdiger Vaas
Tobias Hürter, Max Rauner DIE VERRÜCKTE WELT DER PARALLELUNIVERSEN Piper, München 2009 269 S., € 14,95 ISBN 978–3–4 92–05332–7