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VON DER ERDE ZUM URKNALL

Allgemein

VON DER ERDE ZUM URKNALL

Das ganze Universum auf einer Doppelseite – das klingt vermessen. Erst recht, wenn Milliarden Lichtjahre ferne Galaxienhaufen und die Verhältnisse in unserem provinziellen Sonnensystem gleichermaßen deutlich gezeigt werden sollen. Doch es gibt einen mathematischen Trick, der dieses Problem genial löst: den Logarithmus. Die Idee stammt von Richard Gott III, Astrophysik-Professor an der Princeton University. Er regte eine logarithmische Darstellung an, um die fernen Gefilde gleichsam zusammenzustauchen und die näheren zu vergrößern – ohne dass es zu Sprüngen oder unregelmäßigen Verzerrungen kommt.

Die „Breite“ der Karte unseres Universums hat polare Koordinaten (Winkelangaben), die Länge verschiedene Einheiten (Kilometer bis Megaparsec), stets im logarithmischen Maßstab zur Basis 10. Da die Breite sehr schmal im Vergleich zur Länge ist, hat bild der wissenschaft die Karte in drei Abschnitte unterteilt. Sie kann also „dreispaltig“ von links unten bis rechts oben gelesen werden. Die Karte ist geozentrisch – eine Art Fortsetzung des Mittelalters mit anderen Mitteln. Denn die Erde (genauer: ihr Mittelpunkt) steht im Zentrum, hier: im linken Streifen ganz unten. Von dort aus geht es bis zum Urknall, hier: im Streifen rechts ganz oben. Er markiert nicht nur den Anfang unserer Zeit, sondern aufgrund der Endlichkeit der Lichtgeschwindigkeit gleichsam auch das prinzipielle Ende des beobachtbaren Raums. Weiter als bis zu der Zeit, zu der die Kosmische Hintergrundstrahlung freigesetzt wurde, können wir nicht blicken. Das entspricht einer Entfernung von fast 50 Milliarden Lichtjahren, wie sich aufgrund der ständigen – durch die Dunkle Energie immer schneller werdenden – Ausdehnung des Weltraums seit dem Urknall errechnen lässt.

Für die Karte hat bdw eine winkeltreue Darstellung eines vier Grad breiten Bands um den Himmelsäquator gewählt. Ergänzt wurde sie mit prominenten Objekten außerhalb davon. Die Positionen der Planetoiden, Sterne und fernen Galaxien entspricht astronomischen Messungen, wobei die Strukturen der Galaxienhaufen (oben rechts) in diesem Maßstab kaum auflösbar sind. Die Oort-Kometenwolke (etwa in der Mitte des mittleren Streifens) ist noch nicht direkt beobachtet worden und daher nur schematisch eingezeichnet. Die Reichweite der irdischen Radiosignale (im oberen Drittel des mittleren Streifens) bezieht sich auf die ersten Signale der starken Sender, die in den 1930er-Jahren in Deutschland in Betrieb gingen.

Freilich ist diese Karte nur ein winziger Ausschnitt von allem. Denn einerseits geht es hinter dem Horizont der Beobachtbarkeit weiter, auch wenn wir aufgrund der Endlichkeit der Lichtgeschwindigkeit wahrscheinlich nie von den jenseitigen Regionen des Alls erfahren werden. Andererseits ist unser Universum vielleicht nur eines von Myriaden. Und diese anderen Weltenräume könnten völlig unterschiedlich beschaffen sein.

Rüdiger Vaas

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