Sind Geld, Farben und Photonen wirklich? Natürlich: Das Heft, das Sie in Händen halten, ist außen vor allem blau. Sie haben – hoffentlich – Geld dafür bezahlt und lesen jetzt diesen Text. Wirklich ist, was wir sehen, hören, berühren – kurz: wahrnehmen. Wirklich?
„Folgen Sie dem weißen Kaninchen”, fordert der amerikanische Wissenschaftsautor Jim Baggott den Leser auf und nimmt ihn mit auf eine Expedition zum Grund des berühmten Kaninchenbaus, den Lewis Carroll für „Alice im Wunderland” erfunden hat. Zunächst sieht man kaum das Loch im Boden, wo es hineingeht. Je tiefer man dann hinabsteigt, umso dunkler wird es. Vor den Augen des Lesers lösen sich alltägliche und sicher geglaubte Auffassungen darüber, was Wirklichkeit ist, immer mehr auf. Zunächst wirken solche Gedanken wie eine Spitzfindigkeit überdrehter Philosophen. Doch den Leser beschleicht im Laufe Buchs immer mehr das Gefühl, dass selbst der vermeintlich sichere Boden der Naturwissenschaften recht wacklig ist.
Baggott bezieht seine Beispiele aus der Alltags- und Erfahrungswelt, und er schöpft aus dem großen Fundus der Populärkultur: aus Carrolls „Alice im Wunderland”, Douglas Adams’ „Per Anhalter durch die Galaxis” und natürlich aus der Science-Fiction-Filmsaga der Wachowiak-Brüder, die der deutschen Ausgabe ihren Titel gegeben hat. Die englische Originalausgabe heißt übrigens treffender „A Beginner’s Guide to Reality”. Werner Pluta
Jim Baggott MATRIX ODER WIE WIRKLICH IST DIE WIRKLICHKEIT rororo Taschenbuch Reinbek bei Hamburg, 2007 352 S, € 9,90 ISBN 978-3-499-62169-7