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Der geometrische Holzwurm

Allgemein

Der geometrische Holzwurm

Meine Frau hatte mich am Samstagnachmittag mit einer langen Einkaufsliste in die Stadt geschickt. „Und beeil dich bitte! Wir sind heute Abend bei den Kruses zum Essen eingeladen“, rief sie mir hinterher. Als ich nach vier Stunden endlich die Liste abgearbeitet hatte und mich, bepackt mit einem Dutzend Plastiktüten, auf dem Rückweg zum Parkhaus befand, zogen schwarze Gewitterwolken auf. Plötzlich begann es wolkenbruchartig zu regnen und ich rettete mich in ein Hotel. Ich ging zur Bar, bestellte einen Kaffee und wartete, dass es aufhören würde zu schütten. Auf dem Hocker neben mir saß ein älterer Herr, der ein paar vermoderte Holzstückchen durch eine Uhrmacherlupe untersuchte. Als er merkte, dass ich ihn beobachtete, fragte er: „ Sind Sie auch Kongressteilnehmer?“ „Nein“, sagte ich. „Was ist das für ein Kongress?“ „Der internationale Koleopterologen-Kongress“, erwiderte der Mann. „Kole…, Kolewas-bitte?“, stammelte ich. „Der internationale Koleopterologen-Kongress“, wiederholte der Mann. „Koleopterologen sind Käferkundler. Mein Spezialgebiet sind die Anobiidae, umgangssprachlich auch Nage-, Klopf- und Pochkäfer genannt. Der bekannteste ist das Anobium punctatu oder der Gemeine Nagekäfer, wegen der Aktivitäten seiner Larven von Laien auch als Holzwurm bezeichnet. Übrigens: Wissen Sie, dass weltweit bisher über 1500 Nagekäferarten beschrieben wurden, es aber vermutlich noch viel mehr gibt? Allein in Europa leben 462 Arten und Unterarten in 10 Unterfamilien und 65 Gattungen.“ „Tatsächlich? Das hätte ich nicht gedacht.“ Ich heuchelte Interesse, um den Mann nicht zu verärgern. „Auf meiner letzten Forschungsreise in den brasilianischen Urwald habe ich eine neue Art entdeckt, das Anobium geometricum. Ich werde es heute auf dem Kongress vorstellen“, erzählte er stolz. „Schauen Sie mal!“ Er holte aus seinem Aktenkoffer einen schweren Holzblock hervor und wuchtete ihn auf die Theke. „Dieser Quader ist 49 Zentimeter lang, 35 Zentimeter breit und 28 Zentimeter hoch und aus 48 020 Holzwürfeln von einem Zentimeter Kantenlänge zusammengeleimt worden. Die einzelnen Würfel sind aus den unterschiedlichsten Holzsorten geschnitten. Trotzdem hat das Anobium geometricum keine bevorzugt, sondern sich schnurgerade entlang einer Raumdiagonalen quer durch den Quader gefressen und dabei nur wenige Würfel zerstört.“ Der Mann zog eine kleine Taschenlampe aus seinem Jackett und leuchtete damit auf eine der unteren Ecken des Quaders. Und tatsächlich drang aus der gegenüberliegenden Ecke ein haarfeiner Lichtstrahl und malte einen hellen Fleck an die Wand. Auf der Heimfahrt gingen mir der Koleopterologe und sein geometrischer Holzwurm nicht mehr aus dem Kopf. Wie viele Würfel hatte die Larve wohl durchfressen? Ich wusste es nicht. Kennen Sie die Antwort? Dabei dürfen Sie annehmen, dass der Durchmesser des Loches so klein ist, dass man ihn vernachlässigen kann. Berührt das Bohrloch also einen Würfel nur an einer Ecke, so wird er nicht zerstört.

So machen Sie diesen Monat mit

Teilnehmen kann jeder, außer den Mitarbeitern des Verlags und deren Angehörigen. Schicken Sie bitte Ihre Lösung (ausschließlich!) auf einer Postkarte bis zum 30. April 2008 an:

bild der wissenschaft, Kennwort „Cogito 04|08″

Ernst-Mey-Str. 8, 70771 Leinfelden-Echterdingen

Die Lösung und die Namen der Gewinner werden im Juli-Heft 2008 veröffentlicht.

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Zu gewinnen

Unter den Einsendern der richtigen Lösung werden ein Hauptgewinn und fünf Bücher ausgelost. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Hauptgewinn ist das Monokular MiniQuick 5 x 10 T* von Zeiss in einer Weichledertasche. Es hat eine fünffache Vergrößerung, ist extrem leicht (23 Gramm), kompakt (nur 11,3 Zentimeter lang), spritzwasserdicht und lässt sich problemlos überallhin mitnehmen. Mehr unter: www.zeiss.de. Buchpreis ist „ Wie bedroht sind die Ozeane?“. Stefan Rahmstorf, Professor für Physik der Ozeane, und Katherine Richardson, Professorin für Biologische Ozeanographie, beschreiben darin den Reichtum des Lebens im Meer und wie er sich schützen lässt. Als Klimaregulator und Nahrungslieferant sind die Ozeane für unsere Zukunft von großer Bedeutung. Mehr dazu: www.fischerverlage.de

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Wissenschaftsjournalist Tim Schröder im Gespräch mit Forscherinnen und Forschern zu Fragen, die uns bewegen:

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  • Was gibt es auf der Erde und im Universum noch zu entdecken?

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