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Bücher in homöopathischen Dosen

Allgemein

Bücher in homöopathischen Dosen
So werden Sie Ihr eigener Verleger. Die Digitaltechnik macht’s möglich: Statt in riesigen Auflagen werden Bücher künftig als Einzelexemplare auf Bestellung gedruckt.

Mal ehrlich: So mancher von uns hatte schon irgendwann mal das Bedürfnis, seine Gedanken, Erlebnisse oder Forschungsergebnisse in Roman-, Gedicht- oder anderer Form zu Papier und unter die Leute zu bringen. Das scheitert meist daran, daß Verlage weder Zeit noch Geld haben, die Rosinen aus dem großen Kuchen potentieller Autoren herauszufischen. Außerdem, so heißt es, sei das Drucken und die Lagerhaltung kleiner Auflagen unverhältnismäßig teuer. Falsch. Moderne Digitaldruckmaschinen spucken heute ein normales Taschenbuch in weniger als einer Minute aus. Die Texte werden aus einer Datenbank abgerufen und auf einem schnellen Laserdrucker ausgegeben. Dabei spielt es keine Rolle, ob man 100 verschiedene Bücher mit jeweils einem Exemplar oder ob man 100mal dasselbe Buch druckt. Der Hamburger Buchgroßhändler Libri, der im deutschsprachigen Raum 3000 Buchhandlungen beliefert, bietet Autoren und Kleinverlagen seit Ende letzten Jahres den Service „Books on Demand“ – Bücher auf Nachfrage – an (www.bod.de). Der Autor erhält von Libri einen speziellen Druckertreiber für den PC, mit dem er seinen Text, der auch Schwarzweiß-Bilder enthalten kann, als Datei auf Diskette speichert. Die Datei wird bei Libri in das elektronische Format der Druckmaschine konvertiert und gespeichert.

Die Xerox-Drucker bei Libri schaffen 180 Seiten pro Minute und verdauen verschiedene Papierformate und Papierqualitäten. Parallel dazu wird auf einem Hochleistungsfarbkopierer der Umschlag erstellt. Geht bei Libri eine Bestellung für den Titel ein, wird das Buch in wenigen Minuten gedruckt, maschinell gebunden und noch am selben Tag ausgeliefert. „Books on Demand“ ist nicht nur schnell, sondern der Preis ist auch überraschend günstig: Die Herstellung des Masters kostet einmalig 100 Mark für den Umschlag und 60 Pfennig pro Seite, für ein 100-Seiten-Taschenbuch also 160 Mark. Das fertige Buch kostet dann pro Exemplar 6 Mark, bei 300 Seiten sind es rund 10 Mark. Kosten für Lagerhaltung und Versand fallen nicht an. Der Autor behält alle Rechte an seinem Werk und kann sogar selbst bestimmen, wie hoch der Verkaufspreis ist, mit dem das Buch im Libri-Katalog aufgelistet wird. „Wir drucken in homöopathischen Dosen“, frohlockt Jörg Zaag, Leiter von „Books on Demand“ bei Libri. Damit das Porto der Rechnung nicht höher liegt als der Rechnungsbetrag selbst, verlangt Zaag eine Mindestauflage von 20 Exemplaren, höchstens jedoch von 200 Exemplaren, denn „wir wollen die Maschinen nicht mit größeren Auflagen blockieren“. Anfragen gebe es genug: Bis Jahresende werden rund 1000 Titel im Angebot sein, die Hälfte von freien Autoren, die andere Hälfte von Verlagen, die kleine Auflagen oder Nachdrucke von älteren Titeln in Auftrag geben. So erfaßt der Fachverlag Beltz systematisch Nachbestellungen seiner vergriffenen Bücher und bietet gefragte Titel wieder über Libri an – zur Freude von Wissenschaftlern, Bibliotheken und Archiven. Auch für ganz alte Schmöker gibt es den modernen Service: Sie werden für einen geringen Aufpreis eingescannt und sind dann gleich wieder fit für eine zweite Karriere im Buchhandel. „Books on Demand“ bekam kürzlich sogar den Segen der Hamburger Promotionsordnung. Von seiner Dissertation „Rundfunkberichterstattung aus Gerichtsverfahren“ hätte Dr. Jan Sorth nach geltender Regelung wahlweise 140 Exemplare bei der Rechtswissenschaftlichen Fakultät abliefern oder 100 Exemplare über den Buchhandel verteilen müssen. Sorth entschied sich für die „Auflage 0“ bei Libri und überzeugte die Verantwortlichen der Hamburger Uni davon, daß seine Doktorarbeit – wie jedes herkömmliche Buch – über den Buchhandel zu bestellen ist.

Bernd Müller

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Wissenschaftsjournalist Tim Schröder im Gespräch mit Forscherinnen und Forschern zu Fragen, die uns bewegen:

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