Das glaube ich nicht
Ein TV-Gerät gibt es in der kleinsten Hütte – aber was ist mit dem Eisenbahnabteil oder am Strand? Da mußte man bisher auf seinen geliebten Videofilm verzichten. Das hat jetzt ein Ende: Sony bietet eine Brille an, in die der Bildschirm in Form zweier kleiner LCD-Monitore eingebaut ist. Die High-Tech-Augengläser werden über ein Kästchen mit einem Videorecorder, einer Videokamera, einem PC oder Laptop verbunden. Besonders nützlich ist die Brille in Verbindung mit den neuen tragbaren DVD-Playern, die Filme in Kino-Qualität abspielen. Laut Sony simuliert die LDI-100/BE einen Bildschirm mit 75 Zentimeter Diagonale in 1,2 Meter Abstand. Das Bild wirkt also ziemlich groß und erreicht nahezu Kinodimensionen. Die Leinwand erscheint allerdings deutlich nach hinten gebogen, als würde man in eine große, dunkle Salatschüssel schauen. Doch daran gewöhnt man sich schnell, ebenso an die Pixel des LCD-Schirms, die man einzeln sehen kann. An Kontrast und Farben kann man bei Videofilmen nichts aussetzen. Bei einem Film aus dem DVD-Player stößt die LDI-100/BE aber doch an ihre Grenzen. Das kristallklare Bild von der DVD-Scheibe wirkt flauer und unschärfer als auf einem guten Fernseher. Schick sind die im Brillenbügel integrierten Ohrhörer, die auf die passende Länge ausgezogen werden. Am Steuergerät gibt es neben den Reglern zur Bildeinstellung noch einen Knopf, der die Brille transparent stellt. Man sieht dann zwar noch das Videobild, gleichzeitig aber auch die Umgebung. Das funktioniert, weil die LCD-Monitore nicht direkt im Blickfeld liegen und das Bild statt dessen vor die Augen gespiegelt wird. Die Spiegel dafür sitzen über den Augen. Leider reflektieren sie nicht nur das Bild, sondern auch das Licht, das von unten in die Brille fällt: Wer ein weißes Hemd trägt, sieht über den Augen stets weiße Streifen. Auch wenn die Brille mit 120 Gramm relativ leicht ist, rutscht sie durch ihr Eigengewicht mit der Zeit die Stirn hinunter und setzt irgendwann auf der Nase auf. Für stundenlangen Kinogenuß zu Hause ist die LDI-100/BE also keine Alternative. Unterwegs mit DVD-Player und Laptop ist sie aber eine Überlegung wert.
Die Varianten
LDI-100/BE (von uns getestet) bietet eine Auflösung von 832 mal 642 Pixel. Die LDI-50/BE beschränkt sich auf 640 mal 480 Pixel und ist damit für einfache PC-Anwendungen oder Videofilme in einfacher VHS-Qualität geeignet. Die Brillen LDI-D50/BE und LDI-D100/BE bieten entsprechende Auflösungen wie ihre Schwestermodelle, sind aber 3D-fähig: Angeschlossen an einen PC mit entsprechender Software, lassen sie Objekte dreidimensional erscheinen. Das ist zum Beispiel für Architekten interessant, die möglichst realistisch durch virtuelle Gebäude gehen wollen, oder für Mediziner, die Bilder aus dem Computertomographen räumlich sehen möchten. Die Möglichkeit, das virtuelle Bild mit dem durchscheinenden Hintergrund zu verbinden, macht die 3D-Modelle für komplizierte Arbeitsgänge in der Industrieproduktion interessant.
Die Preise
LDI-50/BE: DM 1700,- LDI-100/BE: DM 3600,- LDI-D50/BE: DM 3700,- LDI-D100/BE: DM 8500,- Informationen über Bezugsquellen: Sony Deutschland GmbH, Michael Pisch, 0221/5376581
Die Alternativen
Mit seinem Personal Multimedia Display Eye-Trek FMD200 geht Olympus in die Vollen: 130 Zentimeter Bilddiagonale in zwei Meter Abstand, allerdings mit einer deutlich geringeren Auflösung von 180000 Bildpunkten (statt über 500000 beim LDI-100/BE). Dafür ist die Datenbrille 85 Gramm leicht und läßt sich mit einem optionalen Sender-Empfänger-System auch drahtlos auf dem Balkon oder im Garten betreiben. Das Eye-Trek FMD200 kostet DM 1498,-
Bernd Müller
