Als Motor der Forschung spielt die RNA- Interferenz eine genauso große Rolle wie die Polymerase-Kettenreaktion (PCR), eine Erfindung aus dem Jahr 1983, die die Lebenswissenschaften so schnell und tiefgreifend verändert hat wie wenige zuvor. Mit der PCR lassen sich winzige Mengen von Erbinformationen (DNA) innerhalb weniger Stunden milliardenfach vervielfältigen.
Die RNA-Interferenz ist eine der empfindlichsten biologischen Techniken überhaupt und ermöglicht es beispielsweise, kleinste Spuren der Erbsubstanz von Krankheitserregern im Blut nachzuweisen. Dadurch hat sie die Diagnose und Therapieüberwachung von Krankheiten wie Aids und Hepatitis auf eine neue Basis gestellt.
Auch das Humangenomprojekt zur Bestimmung der Buchstabenfolge (Sequenz) des menschlichen Erbguts wäre ohne die PCR nicht möglich gewesen. Als Werkzeug der modernen molekularbiologischen Wissenschaft ist sie unverzichtbar. Für die Erfindung PCR bekam der amerikanische Chemiker Kary B. Mullis 1993 den Nobelpreis – noch schneller haben ihn nur Andrew Fire und Craig Mello für die Entdeckung der RNA-Interferenz erhalten.