Haben Steinzeitjäger wirklich aus rund zehn Meter Distanz per Speerwurf Großwild erlegt?
Ich weiß, dass viele diese Vorstellung haben: Jäger im Hinterhalt, ein Beutetier nähert sich, der Speer fliegt, und bumm, fällt der Auerochse oder das Wildpferd um – oder gar das Mammut. Ich bin skeptisch, ob das so lief.
Aus welchem Grund?
Ein Auerochse zum Beispiel war eine Tonne aggressives Fleisch – wie ein spanischer Kampfstier, nur größer. Und die Eindringtiefe eines geworfenen Holzspeers ist viel geringer, als die meisten denken. Ich weiß von einer Fernsehaufnahme, bei der zwei als Neandertaler verkleidete Studenten mit Holzlanzen einen bereits toten Hirsch speeren sollten. Sie haben es nicht geschafft, die Tierhaut zu durchstoßen – erst, nachdem man für sie Löcher vorgestochen hatte.
Wie haben dann die Menschen der Altsteinzeit Großwild erlegt?
Darüber wissen wir herzlich wenig. Vielleicht wie die Pygmäen in Zentralafrika? Die fügen der Jagdbeute mit Speeren blutende Wunden zu und verfolgen das Tier mit seinen infizierten Verletzungen tagelang – bis es irgendwann liegenbleibt und verendet. Dass Tiere wirklich unmittelbar durch die Würfe getötet wurden, glaube ich erst nach einem erfolgreichen Kadaverversuch. Aber so etwas hat ja noch nie stattgefunden.
Wären Sie bei einem solchen Versuch mit von der Partie?
Wenn man mich auffordern würde – ich würde mich nicht scheuen, in einen toten Zooelefanten ein paar Speere reinzuwerfen. Falls ich das schaffe.