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Nicht Frau, nicht Mann – was dann?

Allgemein

Nicht Frau, nicht Mann – was dann?
Das Wechselspiel zwischen Genen, Hormonen und Gesellschaft schafft viel mehr geschlechtliche Vielfalt, als man bislang erkennen wollte.

Im Darkroom einer Mannheimer Diskothek: Beim ersten Mal verrät Julian Gurka noch nichts. Zufällig ist er Thomas Henschel begegnet und nun sitzen sie nebeneinander. Thomas schwärmt für jüngere Männer, und Julian ist jünger. Sie kommen sich näher. Sehr nah.

„Erst später habe ich die Sache dann mitbekommen“, erzählt Thomas, und noch heute grollt er ein wenig. Thomas ist 41, etwa 1,80 groß und kräftig, trägt ein Piercing am Auge und einen goldenen Ring im rechten Ohr. Er sitzt mit Julian auf einer Couch aus Kunstleder in der gemeinsamen Wohnung im schwäbischen Ludwigsburg. Seit einem Jahr leben die beiden zusammen.

„Ich kann damit umgehen, dass Julians Anatomie anders ist“, sagt Thomas und gesteht dann: „Manchmal ist das aber nicht leicht.“ Sein Partner wurde mit einer Scheide geboren und Thomas wünscht sich, dass er durch eine Operation einen Penisersatz bekommt. Auch Julian möchte sich operieren lassen, keine Plastikprothese mehr in der Unterhose tragen. „Doch in seinem Verhalten erlebe ich Julian schon jetzt als Mann“, meint Thomas. Unwillkürlich gleitet der Blick über Julians Körper. Die Augen suchen Gewissheit, klare Kennzeichen, die die Frage entscheiden: Mann oder Frau?

Julian, der es sich im Schneidersitz bequem gemacht hat, ist 23 und ein Stück kleiner als Thomas. Er trägt kurze dunkle Haare und ein Oberlippenbärtchen. Seine Augen blicken fragend, fast auffordernd. Und seine Stimme klingt weich und rauchig. Wäre das möglich: Julian, kein Mann, sondern eine Frau? Sein athletischer Oberkörper scheint den Gedanken sofort Lügen zu strafen. „Herr Gurka – so möchte ich angesprochen werden“, bekräftigt Julian ohne zu zögern. „Ob man Mann oder Frau ist, hängt doch hauptsächlich davon ab, wie man auftritt, und nicht davon, was man zwischen den Beinen hat.“

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Julian ist, was der Volksmund als Zwitter und Mediziner als Hermaphroditen bezeichnen. Er ist intersexuell, hat männliche und weibliche Anteile. Er besitzt zwei X-Chromosomen. Auch eine Gebärmutter und teilweise ausgebildete Eierstöcke finden sich in seinem Bauch. „Das Zeug ist da drin“, wie Julian sagt. Andererseits hat er eine vergrößerte Klitoris. Als Kind besaß er eine knabenhafte Figur. Brüste wuchsen ihm nie. Und eine Menstruation blieb aus.

Schon die antiken Mythen zeigen: Die Faszination für das nur scheinbare Niemandsland zwischen Mann und Frau ist so alt wie die menschliche Kultur. Vom römischen Dichter Ovid stammt eine der berühmtesten Geschlechter-Geschichten: Eines Tages steigt Hermaphroditos, Sohn des Götterboten Hermes und der Liebesgöttin Aphrodite, zur Quellnymphe Salmakis ins Wasser. Die Nymphe umschlingt den Jüngling und bittet die Götter, ihn ewig mit ihr zu vereinen. Ihr Wunsch erfüllt sich: Aus Salmakis und Hermaphroditos wird ein Zwitterwesen mit Penis und Brüsten.

Inzwischen sind die Mythen der Molekularbiologie gewichen. Im letzten Jahrzehnt haben Wissenschaftler zahlreiche Gene entdeckt, die den Embryo überhaupt erst zu einem sexuellen Wesen machen. Zwar ist bereits mit der Zeugung das Chromosomengeschlecht festgelegt: XX oder XY. Doch ein weiblicher Embryo gleicht einem männlichen bis zur siebten Woche wie ein Ei dem anderen. Erst dann – das Herz schlägt schon lange – bilden sich Eierstöcke oder Hoden.

Dies sehen viele Forscher als kritischen Moment. Denn nur unter dem Einfluss von Hodenhormonen entwickelt sich der geschlechtlich „unentschiedene“ Embryo zu einem männlichen Fötus. Bleibt die Hodenentwicklung aus, formt sich ein weiblicher Körper – unabhängig davon, ob ein Y-Chromosom vorhanden ist oder nicht.

„Ein molekulares Drama“ – so haben die Londoner Genetiker Amanda Swain und Robin Lovell-Badge die Geschlechtsentwicklung des Ungeborenen genannt. Eine Hauptrolle spielt dabei die so genannte Sex-bestimmende Region auf dem Y-Chromosom, kurz: SRY. Das Gen bringt die Bildung von Hoden in Gang. Und wie bei einem durch kurzen Stoß in Bewegung versetzten Mobile tritt nun mindestens ein halbes Dutzend weiterer Entwicklungsgene in Aktion.

Dadurch reifen die Hoden, produzieren Testosteron und zwei weitere Botenstoffe mit den Kürzeln AMH und Insl3. Diese großen Drei blockieren die Bildung von Gebärmutter und Eileitern, fördern das Peniswachstum und lassen die ursprünglich im Bauch versteckten Hoden durch den Leistenkanal hinab in den Hodensack wandern. Ohne diese Hormone entsteht ein weiblicher Fötus mit Eileitern, Gebärmutter und Scheide.

Doch nicht immer liegt der Fall so klar. Und bei manchen Neugeborenen muss die klassische erste Frage offen bleiben: Junge oder Mädchen?

„Bislang wissen wir nicht genau, wie häufig intersexuelle Babys geboren werden“, gesteht Ute Thyen von der Universität Lübeck. Die Kinderärztin nimmt an, dass etwa eines von 3000 Neugeborenen – in Deutschland also rund 250 Kinder pro Jahr – eine ungewöhnliche Geschlechtsentwicklung aufweisen. Anderen Schätzungen zufolge könnte es viel mehr Babys geben, bei denen der Penis zu klein ist oder die Klitoris zu groß, die Gebärmutter fehlt oder Hoden nicht zu finden sind. Genetische Veränderungen spielen dabei ebenso eine Rolle wie Enzymdefekte. Auch Chemikalien aus der Umwelt können die Geschlechtsentwicklung stören.

Warum Julian mit einer vergrößerten Klitoris zur Welt kam, ist den Ärzten ein Rätsel. Die Veränderung war bei der Geburt gering. „Das ging so durch“, sagt Julian, der damals noch Silke hieß. Er wuchs bei Adoptiveltern auf. Die hatten sich ein Mädchen gewünscht und stellten seine Anatomie nicht groß in Frage. Sie steckten ihn in Kleider, und beim Friseur bekam er einen Haarschnitt für Mädchen.

So gefühlt hat er sich aber nie. Als er in die Pubertät kam, dachte er sich Jungennamen für sich aus. Und ein paar Mal, erzählt Julian, verliebte er sich in Mädchen und malte sich aus, mit ihnen zu schlafen – wie ein Mann. „Für mich ist die Klitoris mein Penis.“ Seinen Adoptiv-Eltern hat er von alledem nichts gesagt – bis er 16 war –, denn er fühlte sich schuldig.

Doch warum trieb es Silke mit aller Macht zu Julian hin?

Weil sein Gehirn anders ist als das einer Frau. Das würden zumindest manche Neurobiologen antworten. „Unser wichtigstes Geschlechtsorgan haben wir nicht zwischen den Beinen, sondern zwischen den Ohren“, formulierte einmal der Sexualforscher Milton Diamond von der Universität Hawaii. Diese drei Pfund Zellmasse zwischen den Ohren, so glauben viele Wissenschaftler, sind geschlechtsspezifisch geprägt – vor allem durch den Einfluss der Sexualhormone.

Für die Hypothese könnte sprechen, was die New-Yorker Medizinerin Julianne Imperato-McGinley bereits in den siebziger Jahren beobachtete: In einer weit verzweigten Familie in der Dominikanischen Republik fand sie 38 Kinder mit genetisch männlichem Geschlecht, aber weiblichen Genitalien. Auf Grund eines Enzymdefekts hatten die Sexualhormone vor der Geburt nur ungenügend gewirkt. In der Pubertät jedoch, als die intakten Hoden begannen, große Mengen Testosteron zu bilden, wuchs den Kindern ein vollständiger Penis: „Guevedoce“ – „Penis mit zwölf“ – nannten die Familien das Phänomen. Und obwohl 18 der 38 Kinder strikt als Mädchen groß gezogen worden waren, wechselten 17 davon nun ihre Geschlechtsidentität und fühlten sich fortan als Jungen. Imperato-McGinley schrieb es dem Einfluss des Testosterons auf das Gehirn zu, dass diese zu Männern verwandelten Mädchen jahrelang eingeübte Verhaltensmuster ablegten und offenbar ebenso leicht in ein neues Geschlecht wie in neue Kleider schlüpften.

Bis heute ist unklar, wie die Sexualhormone das Geschlechtsempfinden derart beeinflussen können – und welche Entwicklungsphase dafür entscheidend ist. Die Verhaltenspsychologin Sheri Berenbaum von der Southern Illinois University vermutet etwa, dass die Botenstoffe bereits das Gehirn des Fötus prägen. Sie untersuchte Mädchen mit angeborenem Testosteronüberschuss – einem so genannten Adrenogenitalen Syndrom (AGS), bei dem die Nebennieren vermehrt männliche Hormone bilden. Sie beobachtete, dass diese Kinder häufiger mit Jungenspielzeug spielten als ihre Geschlechtsgenossinnen. Dies stimmt mit Befunden überein, meint Berenbaum, dass Kinder mit AGS schneller als andere Mädchen körperliche Gewalt ausüben, im späteren Leben weniger Interesse an eigenem Nachwuchs zeigen und öfter lesbisch sind. Manche Mediziner spekulieren sogar, diese Mädchen könnten häufiger zur Transsexualität tendieren und im Laufe des Lebens eine vollkommen männliche Geschlechtsidentität entwickeln.

Gern würde auch Dick Swaab das Rätsel lösen: Warum fühlen sich manche Menschen in einem Geschlecht zu Hause, das nicht zu ihren Genitalien passt? Der Amsterdamer Neuroforscher glaubt einen Teil der Antwort in einem Nervenkern des Zwischenhirns mit dem Kürzel BSTc gefunden zu haben. Der Neuronenhaufen ist in das so genannte limbische System eingebunden, in dem viele Forscher eine Art Steuerzentrale des Sexualverhaltens sehen. Der BSTc scheint bei Männern deutlich größer zu sein als bei Frauen – ähnlich wie dies Wissenschaftler auch von anderen Nervenkernen annehmen. Überraschendes Ergebnis von Swaabs Untersuchungen: Transsexuelle, die von Männern zu Frauen werden, besitzen einen weiblich dimensionierten BSTc. Wie groß er bei Transsexuellen ist, die eine Identität als Mann entwickeln, ist noch unerforscht – und niemand weiß zu sagen, wie der BSTc die Geschlechtsidentität beeinflussen könnte.

Als Julian so um die 14 war, stand es einmal auf der Kippe. „ Ich wollte die Erwartungen erfüllen und mich als Mädchen empfinden.“ Für kurze Zeit schien es ihm damals vorstellbar, eine Frau zu werden. Was der Unterschied war? „Vor allem das Körpergefühl“, meint Julian. Man bewegt sich anders als Frau. Es ist, als hätte der Körper einen anderen Code. „Wenn man sich als Frau fühlt, dann fühlt man das weiter oben, mehr in den Augen“, beschreibt Julian. Als Mann dagegen liege das eigene Zentrum viel stärker in der Körpermitte, in der Brust. „Wenn ich mich heute im Spiegel betrachte, dann weiß ich, dass ich ein Mann bin“, fügt Julian hinzu. Woher diese Sicherheit kommt, kann er nicht sagen. Sie ist einfach da.

„Die meisten Kinder haben bereits im Alter von zwei Jahren ein Gefühl dafür, Junge oder Mädchen zu sein“, kommentiert der Sexualmediziner Andreas Hill vom Universitätsklinikum Hamburg. „ Doch spätere Entwicklungskrisen können dieses Gefühl immer wieder erschüttern.“ Erst allmählich wird die eigene Geschlechtsidentität zur Gewissheit.

Indes scheint der Weg dorthin keineswegs biologisches Schicksal zu sein. Es wird durch Erwartungen anderer mitbestimmt, wie Hill beschreibt: Bereits bei einjährigen Jungen reagieren Väter oft missbilligend, wenn sich die Kinder mit Puppen abgeben. Sie ermutigen dagegen ihre Sprösslinge, zum Matchbox-Auto zu greifen. Und während viele Eltern schon im Kleinkindalter kommunikatives Verhalten bei Mädchen unterstützen, werden Jungen eher davon abgehalten sich mitzuteilen – und vielmehr in ihren aggressiven Neigungen bestärkt.

Als ihm klar wurde, dass er schwul ist, war Thomas 14. Sein Coming-out hatte er mit 35. Denkt er zurück – „an die verlorenen Jugendjahre“ –, dann empört er sich noch heute „über die dummdreiste Anmaßung von Medizinern, die einfach definieren, was normal ist und was nicht“.

Thomas ist in Ludwigsburg aufgewachsen und wohnt schon seit langem in demselben Haus. Aus dem Zimmer, in dem der frische Zwiebelkuchen serviert ist, blickt man in das idyllische Grün der umgebenden Hügel. Damals mit 14, erinnert sich Thomas, erzählte er einmal einem Klassenkameraden, dass er beim Onanieren nur an Jungen denke. „Klar, du bist schwul“, meinte der. „Ich wusste gar nicht, was das bedeutet“, sagt Thomas.

Er ging in die Ludwigsburger Stadtbibliothek. Dort standen in den Siebzigern noch Bücher, in denen man von Homosexuellen wie von Verbrechern und Geisteskranken sprach. Zwangskastrationen und hirnchirurgische Eingriffe wurden als Behandlungsmethoden genannt. Thomas erschrak und erzählte niemandem etwas. Er hatte Angst vor Strafe.

Er brauchte lange, um die Last der Verdrängung abzuwerfen. Viele Jahre hatte er keinen Sex, Freunde kaum. „Je strenger an dem klassischen Modell von Mann und Frau festgehalten wird, desto schneller bist du draußen“, sagt Thomas. Mit Skepsis betrachtet er die biologischen und psychologischen Erklärungen der Sexualität. Denn die würden schnell benutzt, um Standards zu schaffen. Um jene auszugrenzen, die angeblich nicht normal und nicht natürlich sind.

„Mehr als Gespött ernten wir in unserer Gesellschaft kaum“, empört sich auch Helma Katrin Alter von der Deutschen Gesellschaft für Transidentität und Intersexualität (DGTI). Alter, die sich selbst als „zweifachen Vater und dreifache Oma“ beschreibt, schätzt, dass in Deutschland einige Tausend Menschen ihre Geschlechtsmerkmale durch eine Operation geändert haben. Doch die Zahl jener, die – wie Alter selbst – ein Leben im anderen Geschlecht führen, sich jedoch nicht operieren lassen wollen, könnte vielfach höher liegen.

Indes gilt Transsexualität nach wie vor als psychische Störung – und unterliegt in Deutschland gesetzlichen Regelungen. Wenn etwa ein Mann einen weiblichen Vornamen annehmen will, muss er sich zunächst von zwei Medizinern begutachten lassen. Um die Geschlechtszugehörigkeit offiziell zu ändern, fordert das Transsexuellengesetz zudem eine Operation, die nicht nur das Äußere angleicht, sondern auch dauerhaft unfruchtbar macht. Bei biologischen Männern werden Hoden und Penis, bei Frauen Brüste, Eierstöcke und Gebärmutter entfernt. Darüber hinaus lässt sich aus Muskeln und Haut des Patienten ein Ersatzpenis formen und mit einer Schiene versteifen.

Inzwischen hat die DGTI gemeinsam mit anderen Interessengruppen einen Vorschlag für eine Gesetzesnovelle erarbeitet. Diese soll Transsexuellen erleichtern, ihre Geschlechtszugehörigkeit zu wechseln. Und sie soll die Rechte von intersexuellen Kindern stärken.

Seit Jahrzehnten hat es sich eingebürgert, die Frage im Zweifelsfall mit dem Skalpell zu entscheiden. Wenn etwa der Penis zu klein oder die Klitoris zu groß ist, dann werden meist noch im Säuglingsalter die Genitalien angeglichen. In der Mehrzahl der Fälle entstehen dabei Mädchen – „denn es ist einfacher, ein Loch zu graben, als einen Mast zu bauen“, wie Chirurgen sagen.

Vor zwei Jahren hatte der US-Sexualforscher Milton Diamond ein Moratorium für derartige Eingriffe gefordert. Denn bis heute kann niemand vorhersagen, ob ein Baby profitiert, wenn seine Genitalien klipp und klar zu einem Mädchen oder Jungen passen – oder ob es vielmehr daran Schaden nimmt, ungefragt in ein Geschlecht gepresst zu werden.

„Es ist doch weltfremd, ganz auf die Eingriffe verzichten zu wollen“, wendet die Lübecker Kinderärztin Ute Thyen ein. Oft fänden sich Kinder mit dem zugewiesenen Geschlecht gut zurecht. Und viele Eltern wünschten sich Eindeutigkeit. Sie fürchten, ein Kind mit unklar gestalteten Genitalien könnte schnell ausgegrenzt werden. Doch nicht wenige der Betroffenen fühlen sich durch die Genitalchirurgie in ihrer Würde verletzt und fordern, auch der Geburtseintrag „Zwitter“ sollte anerkannt werden. Sie fordern ein drittes Geschlecht.

„Ich fände es gut, wenn es ein drittes Geschlecht gäbe“, bekräftigt Julian, der keine Angst vor der Abweichung hat. Er war stets anders und entzieht sich mit seinem Körper den Definitionen. Dass sich die Welt der Geschlechter von Natur aus in zwei streng getrennte Lager spaltet, ist für ihn kaum mehr als Fiktion.

Wenn Julian und Thomas über den Ludwigsburger Marktplatz schlendern, dann sieht man, dass sie ein Paar sind. Sie gehen Hand in Hand. Frotzeln. Manchmal begegnen sie dann einer Frau, mädchenhaft, mit langen Beinen. Schon früher fand Julian das anziehend, und immer noch fesselt es ihn. Was Thomas dazu sagt? Der kann das nicht verstehen, meint Julian. „Er lacht dann nur, wenn ich Frauen hinterherschaue.“

Kompakt

• Der junge Embryo ist geschlechtlich noch unentschieden. Zu einem Jungen wird er nur, wenn die „maskulinen“ Gene auf dem Y-Chromosom die Bildung männlicher Geschlechtshormone veranlassen. Sonst würde er sich zu einem Mädchen entwickeln.

• Die Ausbildung der Geschlechtsorgane und der geschlechtlichen Identität verläuft nicht immer eindeutig.

bdw-Community

Sexualität AllgemeinAusstellungSexuelle Andersartigkeit hat Menschen immer fasziniert und gleichzeitig abgestoßen. Zwar wurden um die Jahrhundertwende Transvestiten und Homosexuelle verfolgt, dennoch gab es Postkarten von Männern in Frauenkleidern (unten links) für das interessierte Publikum. Über die Formen der Zwischengeschlechtlichkeit informiert das Deutsche Hygiene- Museum Dresden in der Ausstellung SEX: VOM WISSEN UND WÜNSCHEN (ab 7. November). Dazu gehören auch praktische Information, zum Beispiel über Zusatzausweise für nicht operierte Transsexuelle. Sie haben oft Probleme mit Behörden, denn den Beamten auf Ämtern und an Grenzen steht ein Mensch gegenüber, dessen Erscheinung nicht mit den Angaben im Pass übereinstimmt.Weiter zeigt die Dresdener Ausstellung die vielfältigen Wechselwirkungen zwischen Sex, Kultur und Gesellschaft. Sie richtet den Blick auf die biologischen Grundlagen von Fortpflanzung und Geschlechtlichkeit, auf die Möglichkeiten der Reproduktionsmedizin und der neuen Medien. Und sie fragt nach deren kulturellen Auswirkungen. Sie zeigt, wie diese Veränderungen bis in den intimsten Winkel des Lebens vordringen. Weitere Themen: Aufklärung in BRD und DDR, die Darstellung der menschlichen Geschlechtsorgane in Holz und Plastik im Laufe der Jahrhunderte (im Bild: unten rechts), der erste Kuss und der Stellenwert der Sexualität auf der Suche nach dem Glück, Sexualität bei Tieren.Die Ausstellung läuft bis zum 11. August 2002.

Veranstaltungen zur Ausstellung:20.11.01: Verleihung des Medienpreises für die besten Beiträge zum Thema „Sexualität“ 30.11.01: Aktionstag für Schüler und Jugendliche anlässlich des Welt-Aids-Tags1.12.01: Abendveranstaltung zum Welt-Aids-Tag. Die Ausstellung bleibt bis 24.00 Uhr geöffnet.7. bis 8.12.01: Tagung „ Herausforderungen der Jugendkulturen an die Sexualpädagogik“ – Pro Familia-Jahrestagung in Kooperation mit dem Deutschen Hygiene-Museum und der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, Köln

Die Veranstaltungstermine für 2002 finden Sie im Internet unter der Adresse: www.dhmd.deFernsehenIn Kooperation mit bild der wissenschaft zeigen nano, das Zukunftsmagazin in 3sat, und Sonde, das Wissenschaftsmagazin des SWR, den „Tumult der Geschlechter“. Die Erstausstrahlung der Beiträge in 3sat können Sie miterleben am: Donnerstag 25.10. 2001 um 18.30 Uhr.Die Wiederholungstermine in SWR, BR-alpha, MDR, SFB/B1 und WDR finden Sie im Internet unter der Adresse: www.3sat.de/nano.Das Magazin Sonde mit weiteren Beiträgen zum Thema Sexualität sehen Sie am Donnerstag 8.11.2001 um 21.45 Uhr im SWR.

LesenDeutsches Hygiene-Museum DresdenSEXUALITÄTVom Wissen und WünschenAusstellungskatalog, 240 S., 2001

Wolfgang Wickler, Uta Seibt MÄNNLICH, WEIBLICH Ein Naturgesetz und seine Folgen.Spektrum Akademischer Verlag, 1998, 303 S., DM 39,90

Joan RoughgardenEVOLUTION’S RAINBOW Gender and Sexuality in Nature Princeton University PressMärz 2002

InternetMagnus-Hirschfeld-Archiv für Sexologie der Humboldt-Universität Berlin (auf englisch, teilweise auf deutsch):www2.hu-berlin.de/sexology/

Deutsche Gesellschaft für Sozialwissenschaftliche Sexualforschung:members.aol.com/sexologie/

Sexualmedizinische Forschungs- und Beratungsstelle der Universität Kiel:www.uni-kiel.de/sexmed/

Homepage von David Page mit allgemein verständlichen Artikeln über die Entwicklung der Geschlechts-Chromosomen beim Menschen:www.wi.mit.edu/far/far_page_bio.html

Vortrag von David Page (Streaming Video):www.whitehead.mit.edu/cee/cee_conf_mos.html

TranssexualitätInternetAusführliche Informationen und Links für Transsexuelle:www.ts-information.de/

Deutsche Gesellschaft für Transidentität und Intersexualität:www.dgti.trans-info.de/

LesenHelma Katrin Alter GLEICHE CHANCEN FÜR ALLETransidentität in Deutschland Book on Demand, 288 S., DM 29,80

Anne Fausto-Sterling SEXING THE BODY Gender Politics and the Construction of Sexuality Basic Books, 2000 473 S., DM 42,93

Martin Lindner

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