Man habe ihn gewarnt, dass jede Formel in einem Buch die Zahl der Leser halbieren würde, schreibt Stephen Hawking im Vorwort seines Bestsellers „Eine kurze Geschichte der Zeit“. Hawking konnte es sich aber nicht verkneifen, eine zu nennen: E = mc2. Ob das die Hälfte der Leserschaft gekostet hat, werden wir nie wissen. David Bodanis ließ sich jedenfalls nicht abschrecken und hat über dieselbe Gleichung sogar ein ganzes Buch geschrieben: „E = mc2″ – mit großem Erfolg. Die deutsche Übersetzung trägt den bombastischen, aber irreführenden Titel „Bis Einstein kam. Die abenteuerliche Suche nach dem Geheimnis der Welt“. Dabei beleuchtet Bodanis‘ Buch aus einem originellen Blickwinkel nur einen einzelnen Aspekt: eben E = mc2.
Zunächst erklärt Bodanis, was sich hinter jeder einzelnen Komponente verbirgt (Energie, Gleichheit, Masse, Lichtgeschwindigkeit, Quadrierung). Dann beschreibt er die physikalischen und persönlichen Hintergründe, die Einstein zu der 1905 veröffentlichten Ableitung führten. Die zweite Hälfte des Buches handelt von der Bedeutung der Formel: Bodanis berichtet über ihre zerstörerische „Anwendung“ beim Atombombenabwurf über Japan und über ihre Rolle bei den für die Menschheit lebensnotwendigen Kernfusionsprozessen in Sternen. Zum Schluss würdigt er noch kurz andere Leistungen Einsteins.
Das alles ist leicht verständlich und spannend geschildert, angereichert mit vielen Zitaten und Zeitkolorit. Dabei geht es nicht nur um Einstein, sondern auch ausführlich um Leben und Erkenntnisse von Ole Römer, Antoine Lavoisier, Michael Faraday, James Clerk Maxwell und Subrahmanyan Chandrasekhar. Bodanis macht deutlich, auf welch verschlungenen Wegen sich wissenschaftliche Erkenntnisse durchsetzen und mit wie viel Eitelkeiten oder gar Tragik das mitunter verbunden ist.
Ein Namen- und Stichwortverzeichnis fehlt dem Buch leider – aber es gibt 80 Seiten Anmerkungen und kommentierte Literaturverweise. Weiterführende Informationen findet man übrigens auf Bodanis‘ Homepage: www.davidbodanis.com/.
Erfreulich ist, dass in der deutschen Übersetzung zahlreiche Fehler des Originals berichtigt sind.
David BodanisBIS EINSTEIN KAMDeutsche Verlags-AnstaltStuttgart, München 2001, 352 S. DM 39,80
Rüdiger Vaas