Meldungen über Kinderpornoringe im Internet häufen sich. Doch der Eindruck, die Kriminalität in diesem Bereich habe sich wesentlich erhöht, täuscht, meint Heinz Fiehl, Sachbereichsleiter Online-Fahndung beim Landeskriminalamt München.
bdw: Ist das Internet eine Spielwiese für Kinderschänder?
Fiehl: Die neuen Medien eröffnen lediglich neue Verbreitungswege für Kinderpornographie. Gefährlich ist allerdings, daß Minderjährige im Internet leicht mit Pädophilen zusammentreffen, gerade weil sie aufgrund ihrer natürlichen sexuellen Neugier nach bestimmten Inhalten suchen. Wenn dann der Bildschirmkontakt zu realen Begegnungen ausgebaut wird, kann es zu Mißbrauch kommen.
bdw: Wie sieht Ihre Fahndungsarbeit aus?
Fiehl: Unsere fünf Beamten suchen gezielt an bekannten Online-Treffpunkten wie Chatforen oder Newsgroups. Mit Stichworten finden wir dann Ansprechpartner. Bieten die illegales Material an, versuchen wir sie über ihren Provider zu identifizieren.
bdw: Wie sieht Ihre Erfolgsquote aus?
Fiehl: Im vergangenen Jahr haben wir rund 600 Fälle zur Anzeige gebracht. Für 1998 erwarten wir eine ähnliche Zahl.
bdw: Ist Ihre personelle und technische Ausstattung ausreichend?
Fiehl: Entscheidend ist, daß wir die neuen Technologien beherrschen und Polizeipräsenz im Internet zeigen. Es kommt nicht unbedingt auf die Zahl der Beamten an – zumal wir auch zahlreiche Hinweise von den Online-Nutzern selbst bekommen.
bdw: Also freiwillige Cybercops vor?
Fiehl: Ich warne ausdrücklich davor, sich gezielt auf die Suche nach Kinderpornographie zu begeben, da man sich schon damit strafbar machen kann. Doch wer zufällig auf verdächtige Inhalte stößt, sollte sich an uns wenden: blka@polizei.bayern.de
Sebastian Jutzi