„Ein Spiel dauert 90 Minuten.“ Der berühmte Satz des früheren Fußballbundestrainers Sepp Herberger ist nicht ganz richtig. Die Sportwissenschaftler Martin Lames und Claudia Auguste von der Universität Augsburg haben errechnet: Tatsächlich wird nur 55 Minuten richtig gekickt. Für ihre Studie hatten die Forscher die Spiele der Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland analysiert. Sie fanden heraus, dass es im Schnitt 117 Unterbrechungen pro Begegnung gab, die sich auf insgesamt 35 Minuten addierten. Allein die im Schnitt 39,2 Freistöße im Spiel verursachten einen Leerlauf von knapp 14 Minuten.
Lames und Auguste wollten mit ihrer Untersuchung unter anderem herausfinden, inwiefern Spielunterbrechungen von den Mannschaften als taktisches Mittel eingesetzt werden. „Besonders die Torhüter haben ein ausgeprägtes Zeitgefühl“, erklärt Lames. „Während ein Abstoß bei Rückstand in der letzten Viertelstunde gerade mal zwölf Sekunden beansprucht, braucht er bei Führung doppelt so lange.“
Wer sich also während des Spiels ein frisches Bier holen möchte, ohne eine wichtige Szene zu verpassen, der sollte warten, bis einer der Akteure verletzt am Boden liegt und medizinisch versorgt wird. Denn auch das haben die Wissenschaftler herausgefunden: Wenn Sanitäter den Rasen betreten, vergehen durchschnittlich 66 Sekunden, bis es weitergeht.