Eine Analyse der Blutdruckdaten aus sieben Ländern legt den Schluß nahe, daß das Herzinfarktrisiko nur sehr begrenzt vom Blutdruck abhängt. Bei einer Studie am Niederländischen Institut für öffentliches Gesundheitswesen wurden die Blutdruckwerte von über 12000 Männern im Alter zwischen 40 und 59 Jahren gemessen und dann verfolgt, wie viele von ihnen in den nächsten 25 Jahren starben. Dabei zeigte sich zwar, daß ein erhöhter Blutdruck das Infarktrisiko erhöht, aber in überraschenden Zusammenhängen. Zum einen waren die Herzinfarkte nicht über die ganze Welt gleich verteilt: Von den Patienten mit einem normalen Blutdruck (etwa 140/85 mmHg) starben in Nordeuropa und Nordamerika mehr als dreimal so viele an Infarkten wie in den Mittelmeerländern oder Japan. Noch größer war die Diskrepanz in diesen zwei Ländergruppen zwischen den Männern, bei denen vor 25 Jahren ein erhöhter Blutdruck gemessen worden war. In Japan und Südeuropa scheint ein hoher Blutdruck demnach weniger riskant zu sein. Vermutlich hat die unterschiedliche Ernährungsweise einen starken Einfluß auf das Infarktrisiko.
Ulrich Fricke