Die Liebe ist eine Himmelsmacht, und Gefühle lassen sich nicht in trockene Formeln packen. Aber nein, auch die Mathematik ist eine Himmelsmacht, die Licht auf die dunklen Gefilde der Leidenschaft wirft. Zum Beispiel lässt sich das Auf und Ab in einer schwierigen Beziehung mathematisch modellieren – mit einem System von Differentialgleichungen, in die Variable wie Anziehung und Abstoßung eingehen. Zwischen dem Dichter Petrarca (1304 bis 1374) und der verheirateten Dame Laura funktionierte das Jojo-Spiel über 20 Jahre lang. Und die mathematische Analyse der Gefühlswelt der über 200 Gedichte Petrarcas an Laura zeigt: Immer, wenn sich der Dichter frustriert zurückziehen wollte, gab Laura ein Zeichen ihrer Neigung, sodass er wieder voll entflammte – worauf sie ihn kühl in die Schranken wies.
Mit diesem Einstieg hat Clio Cresswell, Mathematikdozentin und australische Fernsehmoderatorin, die Leser schon gewonnen. Mathematik verspricht Aufklärung und sogar praktischen Rat – von der Partnerwahl über die Häufigkeit des ehelichen Beischlafs bis zur Frage, warum es nur zwei Geschlechter gibt.
Clio Cresswell schreibt über die Nöte des ungepaarten Menschen mit viel Verständnis und noch mehr Humor. Schließlich bekommt fast jeder irgendeinen Partner ab, aber oft nicht die erste Wahl. Zum Glück müssen wir nicht alle möglichen Partner durchtesten. Eine Stichprobe von etwa einem Dutzend genügt, um beim nächsten Kandidaten, der den Besten aus dem Testpool übertrifft, zuzugreifen: Zumindest wird der dann schon mal im oberen Drittel liegen. Ein überaus witziges und kluges Buch! Antonia Rötger
Clio Cresswell WIE VIEL SEX PASST IN EIN EINMACHGLAS? Campus, Frankfurt am Main 2005 188 S., € 14,90 ISBN 3-593-37549-40