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Draufgänger waren fehl am Platz.

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Draufgänger waren fehl am Platz.

Draufgänger waren fehl am Platz. Denn mit Abenteuer hatte die Arbeit am Limes wenig zu tun. Die meiste Zeit ging es ruhig zu an der Grenze zwischen Römischem Reich und germanischem Gebiet. Barbaren, also jene, die „Bar-Bar“ – „unverständlich“ – redeten, ließen sich nur selten blicken. Dichte Wälder und bis zu eine Tagesreise lagen teilweise zwischen dem Limes und den Siedlungen der Germanen. Die römischen Grenzsoldaten konnten fast immer unbehelligt ihren Dienst tun. Mit geschlossenem Helm, das Langschwert geschultert, den Dolch stets griffbereit, hielten sie Wache. Im Sommer trugen sie eine leichte Tunika, im Winter warfen sie ein rechteckiges Wolltuch – das „sagum“ – um. Hosen galten als barbarische Unsitte und wurden anfangs – wenn überhaupt – nur von den Reitern getragen. Möglicherweise brachte das raue Klima im römischen Norden die Soldaten aber bald zur Räson.

Als Schuhwerk dienten im 1. Jahrhundert vor allem sandalenartige Stiefel mit benagelten Sohlen, die „caligae“. Im 2. Jahrhundert wurden sie durch geschlossene Schuhe ersetzt. Daneben gab es Holzpantinen für die Thermen und Sandalen mit Ledersohle und Zehenriemen für zu Hause – „eine Art primitive Birkenstock“, schmunzelt Alexander Zimmermann von der Interessengemeinschaft für Experimentelle Archäologie in Pliezhausen.

Die am Limes stationierten Soldaten stammten aus verschiedenen Regionen des Römischen Reiches: Räter aus dem Alpenraum waren genauso darunter wie Kelten aus Gallien und Thraker aus dem heutigen Bulgarien. Sie alle waren Fremde im Dienste Roms: Als Mitglieder der Hilfstruppen besaßen sie kein römisches Bürgerrecht. Erst nach 25 Dienstjahren wurde ihnen dieses Privileg zuteil – das unter anderem Rechtssicherheit und Steuererleichterung versprach.

Die Männer, die in der Regel mit 17 bis 20 Jahren in die Armee eintraten, kamen meist nicht allein an die obergermanisch-rätische Grenze. Frauen und Kinder fanden in den kastellnahen Lagerdörfern – den Kastellvici – ein neues Zuhause, offiziell aber hatten die Soldaten Heiratsverbot.

Wann die Soldaten morgens ihren Dienst antraten, ob sie in Schichten arbei- teten oder nachts nur eine Notbesatzung bereit stand, ist nicht bekannt. Die Soldaten mussten Wache stehen, patrouillieren, exerzieren und ihr Können für den Ernstfall unter Beweis stellen. Sie mussten die Kasernen reinigen, am Kastell werkeln sowie Holz und frisches Wasser herbei schleppen – wobei sie sich nicht selten in den germanischen Wäldern bedienten. Getreide und Fleisch, Obst und Gemüse wurden von den großen Gutshöfen – den „villae rusticae“ – geliefert, die sich meist nur wenige Kilometer voneinander entfernt in den Provinzen drängten.

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Wer sich nach getaner Pflicht ein Glas Wein aus Gallien gönnen wollte oder für seine Liebste ein extravagantes Schmuckstück suchte, kehrte im Kastelldorf ein. Dort gab es Gasthäuser und Geschäfte, Handwerksbetriebe und Schaubuden.

Eine Besonderheit war das römische Bad, das die Solda- ten meist täglich besuchten. Fußbodenheizung und Massagen, Wechselbäder und Körperpeeling sorgten für Sinnesfreuden und Sauberkeit. Wer nicht nur körperlichen Genüssen, sondern auch den Göttern huldigen wollte, tat dies vor dem Fahnenheiligtum, dem zentralen Raum des Stabsgebäudes, das im Zentrum eines jeden Kastells lag. Auch der Kaiser – präsent in Form von Porträts – oder die Feldzeichen, zum Beispiel die Abteilungsfahne, wurden dort verehrt.

Untergebracht waren die Männer des Militärs in Kasernen. Jede Kaserne bestand aus zehn Stuben. Jede Stube war wiederum in zwei Räume unterteilt. Im vorderen Bereich wurden Waffen und Ausrüstungen aufbewahrt, im hinteren Teil – etwa 20 bis 25 Quadratmeter groß – gab es Betten, Tische, Stühle und eine offene Herdstelle. Wahrscheinlich teilten sich acht Fußsoldaten eine Unterkunft. Bei den Reitereinheiten war die Raumaufteilung ähnlich. Allerdings wohnten dort nur drei Soldaten zusammen, und im Vorraum waren statt der Geräte die Pferde untergebracht, wie Jauche-Rinnen beweisen. Die Soldaten selbst mussten ihre Bedürfnisse in Gemeinschaftslatrinen nahe der Kastellmauer verrichten. Die Offiziere logierten viel luxuriöser, auf etwa 100 Quadratmetern und mit eigener Toilette.

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