Vor zu hohen Erwartungen an einen neuen Urintest zur Früherkennung von Prostatakrebs warnt die Deutsche Gesellschaft für Urologie (DGU). Das Verfahren, das von US-Forschern um Arul M. Chinnaiyan von der University of Michigan in Ann Arbor entwickelt wurde, hatte vor wenigen Wochen für Schlagzeilen gesorgt. Die Wissenschaftler hatten Urinproben von Prostatakrebs-Patienten mit denen von gesunden Männern verglichen. Dabei entdeckten sie in den Proben von 79 Prozent der Patienten mit fortgeschrittenem Krebs die Aminosäure Sarkosin. Bei Männern, bei denen sich der Tumor im Anfangsstadium befand, wurde der Marker zu 42 Prozent nachgewiesen. Der Urin von gesunden Probanden enthielt dagegen kein Sarkosin. Außerdem konnten die Forscher im Laborversuch zeigen, dass gesunde Prostatazellen durch die Zugabe von Sarkosin zur Metastasenbildung angeregt werden. Die Verminderung der Aminosäure dagegen hemmte die Ausbreitung der aggressiven Krebszellen.
Doch die DGU dämpft die Hoffnung auf einen baldigen Einsatz des Tests. Schon allein aufgrund der geringen klinischen Fallzahlen – laut DGU weniger als 100 – bestünde noch erheblicher Forschungsbedarf. Der DGU-Experte Axel Semjonow von der Universität Münster erklärte: „Es wäre fahrlässig, im jetzigen Stadium Hoffnungen auf Sarkosin zu setzen – sei es als Früherkennungs-Methode oder gar als Therapie gegen Prostatakrebs.”