Anzeige
1 Monat GRATIS testen, danach für nur 9,90€/Monat!
Startseite »

WALE SIND GAR NICHT SO GEFRÄSSIG

Erde|Umwelt

WALE SIND GAR NICHT SO GEFRÄSSIG

Die Walfangnationen rechtfertigen die Jagd auf die Meeressäuger oft damit, dass Wale den Menschen angeblich die Fische wegfressen. Der stärkste Befürworter des Walfangs, Japan, wird dabei von Anrainerstaaten tropischer und subtropischer Gewässer in Nordwestafrika und der Karibik bestärkt: Länder wie St. Vincent oder Marokko beklagen regelmäßig vor der Internationalen Walfangkommission, dass Wale erheblich zum Zusammenbruch ihrer heimischen Fischereiwirtschaft beitrügen.

Kristin Kaschner von der Universität Freiburg hat dieses Argument jetzt in einer Studie widerlegt. Die Meeresbiologin erstellte gemeinsam mit amerikanischen und kanadischen Kollegen Ökosystemmodelle der betroffenen Meeresgebiete. Als die Wissenschaftler darin die komplette Ausrottung der Großwale simulierten, zeigte sich, dass selbst eine solch rigorose Maßnahme nur zu einer sehr geringen Zunahme der kommerziell genutzten Fischbestände führen würde. Der Grund ist wohl vor allem, dass Wale ihren Nachwuchs in tropischen Gewässern zur Welt bringen. „Dabei fressen sie so gut wie nichts“, erklärt Kaschner. „Das Ergebnis unserer Untersuchung war zwar nicht unerwartet. Doch wir wollten endlich einmal die aberwitzige Begründung entlarven, mit der Japan immer wieder vor der Internationalen Walfangkommission unterstützt wird.“

An der Fischereikrise sind demnach nicht die Wale schuld, sondern vielmehr die Überfischung und der Klimawandel. Über die politischen Hintergründe äußert sich Kaschner nicht. Doch laut der Umweltschutzorganisation Greenpeace ist viel Geld im Spiel. So soll Japan kleinen Ländern – etwa in der Karibik – erhebliche Summen für den Bau von Hafenanlagen oder den Ausbau der Fischereiflotte zahlen. Als Gegenleistung träten diese Staaten der Internationalen Walfangkommission bei, wo sie im Sinne Japans stimmten – also gegen die Begrenzung der Jagd auf Wale und die Ausweitung der Schutzgebiete für die Tiere.

Da die Liste der „gekauften“ Staaten immer länger würde, befürchten die Umweltschützer, dass Japan unter den inzwischen 84 Ländern der Kommission bald die erforderliche Dreiviertelmehrheit für die Wiederaufnahme des kommerziellen Walfangs besitzen wird.

Redaktion: Hans Groth, nachrichten@bild-der-wissenschaft.de

Anzeige
Anzeige

Wissenschaftsjournalist Tim Schröder im Gespräch mit Forscherinnen und Forschern zu Fragen, die uns bewegen:

  • Wie kann die Wissenschaft helfen, die Herausforderungen unserer Zeit zu meistern?
  • Was werden die nächsten großen Innovationen?
  • Was gibt es auf der Erde und im Universum noch zu entdecken?

Hören Sie hier die aktuelle Episode:

Aktueller Buchtipp

Sonderpublikation in Zusammenarbeit  mit der Baden-Württemberg Stiftung
Jetzt ist morgen
Wie Forscher aus dem Südwesten die digitale Zukunft gestalten

Wissenschaftslexikon

kunst|stop|fen  〈V. t. u. V. i.; hat〉 ein Loch im Gewebe ~ mit Fäden desselben Gewebes so stopfen, dass es von seiner Umgebung kaum zu unterscheiden ist

ex|ter|na|li|sie|ren  〈V. t.; hat; Psych.〉 nach außen verlegen; Ggs internalisieren … mehr

Ad|res|se  〈f. 19〉 1 = Anschrift 2 〈kurz für〉 E–Mail–Adresse … mehr

» im Lexikon stöbern
Anzeige
Anzeige
Anzeige