So richtig spannend wird das mit viel Vorschuß-Lorbeer angekündigte Buch ab Seite 286 – dann ist es allerdings auch bald zu Ende. Zurück bleibt ein flaues Gefühl: Man giert von der ersten bis zur letzten Zeile nach Informationen, Enthüllungen und Erklärungen zur bedeutendsten modernen Ausgrabung im Tal der Könige. Es gibt aber immer nur Vorspeisen.
Der amerikanische Archäologe Kent Weeks führt Tagebuch über seinen schwierigen Weg ins alte Ägypten (man muß nur wollen), seine jahrelangen Arbeiten zur Vermessung der pharaonischen Grabanlagen (mühsam, aber wichtig) und eine Ballonfahrt über Theben (beeindruckend und teuer). Dazu die ausführliche Beschreibung eines Essens bei seinem Grabungsvorarbeiter und eingestreute Betrachtungen zum ägyptischen Gesundheitswesen und Touristenunsitten. Man weiß nicht so recht, ob man die Nonchalance bewundern oder schmähen soll, mit der sich der Autor über Alltäglichkeiten neben der Grabung ausbreitet.
Und dann doch noch „KV 5“, die sensationelle Grabanlage der Söhne von Ramses II.: Vergessen, verschüttet, zugeschwemmt, ganz anders als alle anderen Gräber im Tal der Könige. Wohin führt der abschüssige Gang? Warum sind die Tür-öffnungen zu den Nebenkammern so schmal, daß kein Sarkophag durchpaßt? Wie stabilisiert man die Decke der großen Pfeilerhalle? Wie viele Kronprinzen sind hier bestattet – und sind das alles tatsächlich Ramses-Söhne?
Fragen zuhauf und selten eine Antwort. Dafür weitausholende Betrachtungen über Ramses II. selbst, Echnaton und seinen Monotheismus sowie über das fein austarierte Machtgefüge im pharaonischen Ägypten. Da gibt es interessante Neuigkeiten und Zusammenhänge, die neugierig machen. Dieses Buch ist erst das Vorwort zum Epos über das Grab der Ramses-Söhne.
Kent Weeks Ramses II. Das Totenhaus der Söhne Droemer/Knaur München 1999 368 S., DM 39,90
Michael Zick / Kent Weeks