„Viele Primatologen haben ihre Haltung gegenüber Menschenaffen grundlegend gewandelt, nachdem sie zum ersten Mal Augenkontakt mit ihnen hatten. Den Funken, der da über die Artgrenze hinwegspringt, kann niemand vergessen“, schreibt der Primatenforscher Frans de Waal. Einen solchen – wenn auch nur einseitigen – Augenkontakt vermitteln die Bilder des renommierten kalifornischen Naturfotografen Frans Lanting. Seine lebendigen und drucktechnisch hochwertigen Fotos portraitieren den Bonobo geradezu intim. Der Zwergschimpanse ist erst 1929 als eigenständige Art beschrieben worden und bis heute relativ unbekannt, obwohl er uns Menschen von allen lebenden Primaten am ähnlichsten ist.
De Waals Text ist informativ und spannend zugleich, und er steckt voller Überraschungen. Er beschreibt die Biologie und den Lebensraum der Bonobos, ihr Sozialverhalten, ihre kognitiven Leistungen und ihre Erforschung in Zoos und im Dschungel des Kongogebiets. De Waal stellt in aufschlußreichen Interviews auch die oft unter schwierigsten Bedingungen arbeitenden Bonobo-Forscher vor, erzählt Anekdoten und berichtet von dem bedrohten Fortbestand der Affen. Ausführlich schildert er die erstaunliche Intelligenz der Zwergschimpansen, ihre von Weibchen dominierte und relativ friedfertige Sozialstruktur sowie ihr intensives Liebesleben, das aggressionshemmend wirkt und wahrscheinlich die Ursache dafür ist, daß es bei diesen Menschenaffen – im Gegensatz zu den meisten anderen sozialen Säugetieren – anscheinend nicht zu Kindstötungen kommt.
Frans de Waal, Frans Lanting Bonobos Birkhäuser Basel, Boston, Berlin 1998 218 S., DM 68,-
Rüdiger Vaas / Frans de Waal / Frans Lanting