Wer sich im Büro oder in der Kneipe über Zigarettenqualm aufregt, wird oft als nervtötender und militanter Nichtraucher abgestempelt. Aber aus medizinischer Sicht ist das Recht absolut auf seiner Seite. Umweltmediziner der Universität München haben jetzt nach Durchsicht mehrerer Hundert Studien ausgerechnet, wie ungesund das Passivrauchen nach heutigem Wissen ist. Ein gutes Maß für die Qualmbelastung gibt der Cotinin-Gehalt im Harn. Von diesem Nikotin-Abbauprodukt finden sich in Raucherharn mehr als 1000 Nanogramm pro Milliliter. Nichtraucher haben Werte um 1,5 – bei Passivrauchern klettern sie im Mittel auf 7,7.
Doch selbst diese vergleichsweise geringe Belastung hat eklatante Folgen: So haben Passivraucher, die dem Qualm mindestens einer Zigarette täglich ausgesetzt sind, ein um 25 Prozent erhöhtes Risiko für Lungenkrebs. In etwa derselben Größenordnung wächst die Gefahr für Herzkrankheiten. Ebenfalls wissenschaftlich belegt ist, dass Passivrauchen Asthma hervorrufen und die Lungenfunktion beeinträchtigen kann. Allerdings erlauben es die derzeit verfügbaren Studien nicht, diese Effekte genauer zu berechnen.
Die größte Gefahr lauert den Studien zufolge übrigens nicht in Kneipen oder den eigenen vier Wänden, sondern am Arbeitsplatz. Denn hier ist die Aufenthaltsdauer im Qualm meist besonders lang, und oft rauchen mehrere Personen gleichzeitig.