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Asphalt in der Tiefsee

Erde|Umwelt

Asphalt in der Tiefsee

Das hatte Gerhard Bohrmann vom DFG-Forschungszentrum Ozeanränder in Bremen nicht erwartet: Bei einer Fahrt mit dem Forschungsschiff Sonne stieß er auf ein artenreiches und bisher völlig unbekanntes Ökosystem in 3000 Meter Tiefe. Ursprünglich wollte der Geologe mit einem internationalen Team von Wissenschaftlern auf einer Expedition im Golf von Mexiko nur nach Methanvorkommen am Meeresboden suchen. „Zunächst sahen wir auf Videoaufnahmen eine Reihe von 450 bis 800 Meter hohen Salzbergen, aus denen eine schwarze Substanz quoll“, berichtet der Wissenschaftler. „Als wir dann mit einem Tauchroboter Bodenproben nahmen, stellte sich heraus, dass es Asphalt war.“ Was Bohrmann am meisten überraschte, war die Tatsache, dass auf dem ausgehärteten Asphalt am Fuß dieser Vulkane reichlich Leben existiert: Bis zu einem Meter lange Bartwürmer, Muscheln, Fische, Krebse und Bakterien tummelten sich auf dem lebensfeindlichen Belag.

Natürlicher Asphalt bleibt in der Tiefsee als Abfallprodukt übrig, wenn spezielle Mikroorganismen Erdöl zersetzen, das aus dem Meeresboden aufsteigt. Kleinere Mengen sind nicht ungewöhnlich – im Golf von Mexiko bedeckt der vulkanische Asphalt jedoch Flächen von teils einem Quadratkilometer Größe. Bohrmann: „ Dass sich hier ein Ökosystem entwickeln konnte, ist erstaunlich, denn Asphalt enthält keinerlei Grundnahrungsmittel der Tiefseebewohner wie Methan oder Schwefelwasserstoff.“ Die Organismen der Tiefsee müssen sich von diesen chemischen Verbindungen ernähren, da das Sonnenlicht nur die obersten Schichten des Meeres durchdringt, was Photosynthese hier unten unmöglich macht.

Die Forscher vermuten, dass Asphaltvulkane nur im Golf von Mexiko vorkommen, weil bloß hier die richtigen Bedingungen für ihre Entstehung gegeben sind: große Wassertiefe, Salzstöcke im Meeresboden und Erdölvorkommen. Einen besonders beeindruckenden Vulkan benannten die Geologen nach dem aztekischen Wort für Asphalt „Chapopote“. Die Strukturen des Asphalts, der an seinen Rändern hinuntergeflossen ist, erinnern stark an die von Lava bei Landvulkanen.

In zwei Jahren will Bohrmann zu einer weiteren Expedition aufbrechen. Auf dieser Forschungsreise möchte der Wissenschaftler klären, welche Verbindungen die Organismen dort als Nährstoffquelle nutzen und welche Zusammenhänge das neu entdeckte Ökosystem am Leben erhalten.

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