EINZIGARTIG Als ich nach dem Studium mein Volontariat bei der Südwest Presse in Ulm begann, wurde mir in den ersten Tagen gesagt, dass Albert Einstein ein Sohn der Stadt sei – und ich war stolz, in dessen Geburtsstadt nun auch zu leben. Allein, die Einsteins verzogen nach München, als Albert gerade mal ein Jahr war. Deshalb sind jetzt auch viele Münchner stolz darauf, dass Einstein einer der ihren gewesen sei. Züricher kommen hinzu, dort studierte er, Berner sowieso, am dortigen Patentamt war er beschäftigt, und dort gelangen ihm seine größten Entdeckungen. Auch Berliner und Potsdamer vereinnahmen den Physiker, nicht anders als die Amerikaner, weil er nach der Machtergreifung Hitlers nach Princeton, New Jersey, emigrierte.
Die ganze Welt ist stolz auf Albert Einstein und ganz besonders in diesem Jahr: Vor genau 100 Jahren bereicherte er die Wissenschaft mit gleich drei bahnbrechenden Arbeiten (Titelgeschichte ab Seite 34), und vor 50 Jahren starb der Mann, dem so viele Bewunderung entgegen bringen, auch wenn sie lediglich am Rande verstanden haben, welche wissenschaftlichen Durchbrüche ihm zu verdanken sind. Doch Einsteins heutige Wahrnehmung resultiert nicht nur aus dem wissenschaftlichen Werk. Seine einzigartige Biografie ist es, die uns für ihn einnimmt, dazu gehört auch seine Zivilcourage, mit der er die von ihm zunächst unterstützte Kernwaffentechnologie später geisselte.
In meiner Schulzeit warnte mich ein Geschichtslehrer davor, das Attribut „der Große“ leichtfertig nachzuplappern, nur weil irgend jemand dafür gesorgt hatte, dass ein Alexander, ein Peter, ein Friedrich „der Große“ genannt wurde. Alle hätten sie – so der Historiker – Dreck am Stecken, weshalb man es besser bei ihrem Geburtsnamen belassen solle. Obwohl ich das bis heute im Ohr habe, nenne ich Einstein „den Großen“. Er ist für mich – und sicher auch für viele von Ihnen – einfach die Lichtgestalt der Wissenschaft.
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